Die Erfindung des boshanlu
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Teil 1.2 | |||||||||||||
Haben die Räuchergefäße einen bestimmten Platz innerhalb des Grabes? Darin eingeschlossen ist die Frage, ob Räuchergefäße oder zumindest die boshanlu Einzelstücke an zentraler Position sind, was dann die Hypothese vom boshanlu als kosmischer Achse oder Symbol für den Weltenberg Sumeru stützen könnte. Die Stückzahlen der boshanlu lassen sich in der Tabelle der ausgegrabenen Stücke der West-Han von Erickson ablesen. (Abb. 13) Hieraus geht hervor, dass in einigen Gräbern mehrere boshanlu gefunden wurden. Es ist auch in mehreren Fällen davon auszugehen, dass in den Gräbern noch andere Brenner gefunden wurden, soweit nicht von den Ausgräbern alle Räuchergefäße als boshanlu statt als xunlu bezeichnet sind. Da bei vielen Grabungsberichten nur wenige Grundrisse veröffentlicht sind , kann nur im Ausnahmefall exakt nachgewiesen werden, wo sich ein bestimmtes stück im Grab befunden hat. Auf einige der Gräber, in denen sich das für die Räuchergefäße zeigen läßt, soll nun hier näher eingegangen werden. Der Brenner aus Maoling in der Nekropole Kaiser Han Wudis gehört wahrscheinlich zum Grab seiner älteren Schwester, Prinzessin Yangxin.[25] Das Grab war gestört, der berühmte Brenner lag auf der einen, die zwei anderen Räuchergefäße auf der anderen Seite des Grabes. In den beiden Gräbern von Mancheng wurden insgesamt acht Räuchergefäße gefunden. Liu Sheng wurden fünf mitgegeben. Im Mittelraum stand ein Räuchergefäß in ding-Form mit Fußschale gleich am Eingang, ein „Räucherkorb“ befand sich in der Mitte des Raumes. Ein weiterer „Räucherkorb“ mit Handräuchergefäß sowie ein kelchförmiges Räuchergefäß in einer Dreifußschale befanden sich im vorderen rechten Teil der hinteren Kammer. Der berühmte boshanlu lag in dem links an die hintere Kammer anschließenden Seitenraum. (Abb. 14) Im Grab der Prinzessin Dou Wan lag der aufwendig gestaltete boshanlu Brenner in der mittleren Kammer, links hinter dem Eingang, zusammen mit vielen wuzhu-Münzen, einem bronzenen fu-Kessel und einer bronzenen bo-Schale. (Abb. 15) Ein anderes Räuchergefäß befand sich in der hinteren linken Ecke, in der Nähe mehrerer Lack- und kleinerer Bronzegefäße. Wo sich in diesem Raum der dritte Brenner befunden hat, ist nicht festzustellen. Im sehr gut ausgestatteten spät-West-Han Ziegelgrab mit Malerei aus Luoyang, Qianjingtou, wurde nur ein Keramik-boshanlu gefunden.[26] Er befand sich in der Hauptkammer auf der Seite des Sarges, vor dem seitlichen Durchgang zu den Nebenräumen.[27] Im ebenfalls sehr gut erhaltenen Grab der späten West-Han aus Hepu, Guangxi, standen direkt vor dem Sarg zwei einander sehr ähnliche boshanlu.[28] Als Grabinhaber wird ein hochrangiger Beamter oder Militär vermutet. In dem 1963 ausgegrabenen Grab in Tangjialing, Changsha, das in die späte West-Han datiert wird, fanden sich zwei bronzene Räuchergefäße, die ebenso beide als boshanlu bezeichnet werden.[29] (Abb. 16) Der eine (#2) stand rechts neben dem Sarg zusammen mit großen Bronzegefäßen, der andere stand auf der linken Seite des Sarges zusammen mit kleineren Lack-, Keramik- und Bronzegefäßen, die teilweise mit Goldeinlagen verziert und ursprünglich wohl in einer Kiste verpackt waren. Beide Stücke trugen Inschriften (siehe unten). Im Grabungsbericht der Funde aus Changsha werden auch einige Räucherwerkbrenner erwähnt. Die Bezeichnungen sind leider nicht eindeutig und nur wenige abgebildete Stücke sind auf den spärlichen Grab-Grundrissen verzeichnet. Ein Beispiel aus der späten West-Han soll dennoch angeführt werden: der bronzene boshanlu aus Grab 211 (M211:29).[30] Dieses Stück –mit durchbrochenem Fuß und geometrischen Öffnungen im Deckel- befand sich in einer Ansammlung von Bronze- und Lackgegenständen vor dem Sarg dieses Einkammergrabes, möglicherweise waren diese Gegenstände ursprünglich in einer Kiste verpackt. Im Gräberkomplex von Guangzhou sind in fünf Gräbern mehr als ein Räuchergefäß vorhanden, so in M1048 (Frühe West-Han), M3030 (späte West-Han) und M5045 (späte Ost-Han). Soweit die genaue Position der Stücke im Grab anhand der Grundrisse festgestellt werden konnte, wurden sie von mir in der Übersicht "Hanzeitliche Räuchergefäße aus dem Grabkomplex von Guangzhou" zusammengestellt.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass kein spezieller Platz für die Räuchergefäße oder die boshanlu im Grab vorgesehen ist. Xunlu können praktisch überall im Grab stehen. Ihre Anzahl ist auch nicht auf ein Stück beschränkt, große Gräber können mit bis zu fünf Räucherwerkbrennern ausgestattet sein. Die meist überdurchschnittlich aufwendig gestalteten boshanlu kommen durchaus auch doppelt in Gräbern vor, wo sie in der Nähe des Sarges aufgestellt oder mit anderen wertvollen Gegenständen zusammen abgestellt wurden. Einige Stücke waren wohl ursprünglich in Kisten verpackt. Eine zentrale Funktion oder gar Symbolisierung## des Weltenberges lässt sich nicht erkennen.[32] Im Süden sind die Räuchergefäße mit Deckeln in Bergform eher selten anzutreffen, hier scheint die Knospenform moderner zu sein. |
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[25] S.o., Anm. 14. back [26] Luoyang (1993), Grundriss S. 2, Abbildung Tf. 3. back [27] Weitere Beispiele für Gräber aus Luoyang sind Luoyang Qilihe (Kaogu 1975.2, S. 116-123 +134), Luoyang Shaogou M1027 und Luoyang Tangsimen M2 (Zhongyuan wenwu 1984.3). back [28] Hepu (1972), Abb. 1 und Tf.7.4. back [29] Changsha (1966), Abb. 4 und Tf. 3. back [30] Changsha (1957). Grundriss S. 92, Umzeichnung des Gefäßes S. 115. Die Zugehörigkeit der Fußschale ist nicht sicher. back [31] Changsha (1957), M327:15 und 16. Grundriss S. 94, Abbildung des Gefäßes Tf. 66.4. back [32] Weitere in unterschiedlichen Provinzen gefundene Gräber mit boshanlu, deren Positionen auch im Grabplan eingezeichnet sind: |
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