„Das Grab des Königs von Nan Yue“

Eine Ausstellung in der Schirn Kunsthalle Frankfurt am Main,
5. Dezember 1998 - 22. Januar 1999

In den Turbulenzen der ausgehenden Herrschaft des ersten Kaisers von China, Qin Shihuang, verselbständigte sich einer seiner Generäle für den Süden: Zhao Tuo begründete dort, jenseits der Gebirgspässe, das Königreich Nan Yue. Seine Hauptstadt, Panyu, lag im Gebiet der heutigen Stadt Kanton. Das regierte Territorium erstreckte sich über die jetzigen Provinzen Guangdong, Guangxi und erfaßte noch Teile Nord-Vietnams. Nach dem Tode Zhao Tuos bestieg sein Enkel Zhao Mo als selbst ernannter Kaiser den Thron. Die Ausstellung zeigte die Schätze aus der im Jahre 122 v. Chr. verschlossenen Grabstätte des zweiten Königs von Nan Yue, Zhao Mo.

Schon Anfang des 3. Jh. n.Chr. versuchten Grabräuber, die für ihren Reichtum bekannten Gräber von Nan Yue ausfindig zu machen. Aber erst 1983 entdeckten Bauarbeiter am "Elefantenberg" in Kanton zufällig das große Steinkammergrab des zweiten Herrschers von Nan Yue, Zhao Mo.

Die Anlage besteht aus sieben Räumen. Sie ist nicht nur Spiegel des Reichtums und der Macht über kostbare Güter, sondern auch über menschliches Leben. Insgesamt 15 Konkubinen, Wächter, Diener und Musiker folgten Zhao Mo in den Tod.
 



Das Grab ist um die üppig ausgestattete Hauptsargkammer zentriert, in der Zhao Mo in einem Jadepanzer bestattet war. Rechts davon befand sichder Raum für die Konkubinen. Eine weitere Kammer beherbergte die Dienerschaft, der Vorratsraum war bis unter die Decke gefüllt mit sorgfältig verpackten Speisegefäßen. Durch eine massive Steintür abgetrennt lagen der Vorraum und zwei schmale Kammern mit Musikinstrumenten, Opfergefäßen, Werkzeug und Waffen.

Erstmals im westlichen Ausland - und allein in der Schirn Kunsthalle Frankfurt - war eine Auswahl über 100 besonders kostbarer Grabbeigaben zu sehen. Sie verdeutlichten in ihrer Vielfalt und Einmaligkeit die besondere Stellung des Königs von Nan Yue. Nominell ein Vasall der Westlichen Han-Dynastie (206 v.Chr. - 6 n.Chr.), konnte Zhao Mo dennoch im Schutz des fernen Südens für ein Jahrhundert ein Reich von außergewöhnlicher Macht und Größe aufbauen.

(Margarete Prüch)