JAPAN 1997

 
Kurzbericht zur Japanexkursion
 
 
 
 
... und das im Zeitalter der Sparkultur: 
Dreiwöchige Japanexkursion für Studierende der Ostasiatischen Kunstgeschichte
 
     
 
Zum ersten Mal seit Gründung der Abteilung Ostasien des Kunsthistorischen Instituts fuhr im Herbst 1997 eine Gruppe von achtzehn Studierenden und DozentInnen nach Japan. Die Reiseroute umspannte den Großraum Tokyo, Nagoya, und die Kansai Gegend mit Kyoto und Nara. Auf dem Plan standen Ausstellungen und Einzelobjekte in Museen und Privatsammlungen, Tempel und Gegenwartsarchitektur sowie Besuche in Künstlerateliers.

Am 14. Oktober, dem Tag unserer Ankunft in Tokyo, hatten wir bereits ein Jahr intensiver Vorbereitung hinter uns und finanzielle wie organisatorische Hürden genommen.

Nun erwartete uns ein umfangreiches Programm mit fünf Schwerpunktthemen: Die Architektur und Skulptur der Nara-Zeit aus dem 7. bis 8. Jh., die Kultur der Momoyama-Zeit um 1600, zeitgenössische Architektur, kunsthandwerkliche Techniken in Künstlerstudios und Sammlungen chinesischer Malerei und Kalligraphie.

Zu den Höhepunkten der sieben Tage in Tokyo gehörte die Begegnung mit international bedeutenden Architekten und deren Werken: Shinohara Kazuo führte uns durch sein aufsehenerregend dekonstruktivistisches Gebäude der Technischen Universität und vermittelte uns in einem überzeugenden Vortrag seine von der Chaostheorie inspirierten Vorstellungen zu Architektur und dynamischer Stadtentwicklung. Einen ästhetischen Gegensatz bildeten der klassisch strenge Stil und die edlen Materialien Maki Fumihikos.

Einblicke in ausgewählte Malereien und Kalligraphien japanischer Museen bekamen wir unter anderem im Depot des Tokugawa Museums in Nagoya: Auge in Auge mit tuschegewordenen Zen-Mönchen aus dem China des 13. Jh.

Von unserem Kyotoer Domizil aus, einem urigen buddhistischen Tempel mit exzentrischem Abt, studierten wir die Jahrhundertausstellung zur goldglänzenden Monumentalmalerei der Momoyama-Zeit im Nationalmuseum. Das Künstlerehepaar Eri demonstrierte uns in ihren Ateliers der buddhistischen Skulptur und Goldeinlegetechnik die beeindruckende technische Raffinesse und Präzision japanischer Handwerkskunst. Die beiden international renommierten Töpfer Ueda Naokata und Kanzaki Shihô aus dem alten Keramikdorf Shigaraki eröffneten uns mit ihren mittlerweile unerschwinglichen Arbeiten ihre Technik und Lebensphilosophie. Auch bei diesen Werkstattbesuchen wurden wir von der japanischen Gastfreundschaft und ihren Köstlichkeiten überwältigt.

Die Exkursion endete in der historischen Hauptstadt Nara, die für ihre wohl ältesten Holzgebäude der Welt aus dem 7. Jh. berühmt ist. Vor der architekturhistorisch bedeutenden Pagode des Hôkiji Tempels entstand am letzten Abend dieses Foto.

Melanie Trede und Joachim Osse

(Eine leider gekürzte Fassung erschien im Unispiegel 3/98)