JAPAN 1997

 
Tagesprotokolle - diary
 
 
 
   
     
 

Mittwoch, 15. Oktober - Tokyo
(Susanne Kuhn)

10 Uhr Bunkazai kenkyûjo
     Einführung in die Computerarchivierung des Forschungsinstituts
     Besichtigung von Photoarchiv und Bibliothek
14 Uhr Kuroda Seiki
     Besichtigung der Ausstellung von Werken Kuroda Seikis im Bunkazai kenkyûjo

Der erste Tag der Exkursion begann für viele schon um 5 Uhr, mit den waschenden und klappernden älteren Damen im Ryôkan. Während des japanischen Frühstücks wurden die Geschenke für die Professoren und Kuratoren zum Weitertransport unter den Exkursionsteilnehmern verteilt. Bei schönstem Wetter gingen wir zu Fuß zum Bunkazai kenkyûjo, wo wir um 10 Uhr angemeldet waren.

Herr Yonekura Michio von der Dokumentationsabteilung gab uns einen kurzen Abriß über die Geschichte des Forschungsinstituts für Kulturgüter. 1930 wurde das Bunkazai kenkyûjo aus dem Nachlaß des Malers Kuroda Seiki gegründet. Yashiro Yukio legte ein Archiv und eine Bilderbibliothek an, die von Forschern eingesehen werden konnten und die auch heute noch von Kunsthistorikern genutzt werden können. Heute geschieht die Archivierung jedoch mit Hilfe des Computers.

Zwei Datenbanken werden im Bunkazai kenkyûjo aufgebaut: eine Bibliographie und eine Text-database, bei der allerdings die Probleme des Copyrights noch nicht vollständig gelöst sind. In der Text-database werden deshalb vorerst nur Materialien zu Kuroda Seiki aufgenommen, für welche das Copyright beim Bunkazai kenkyûjo liegt. Dazu gehören sein Tagebuch, Aufsätze und Zeitungsartikel. Neben diesen Datenbanken befindet sich eine weitere Datenbanke für Bilder im Aufbau.

In der Photoabteilung wird seit 1930 ein einheitliches System zur Archivierung von Bildern angewandt. Von den beispielsweise bei Forschungsreisen aufgenommenen Photos werden ein Farbdia, ein Schwarzweiß-Negativ und ein Abzug des Negativs angefertigt; auf der Rückseite des Abzugs werden die wichtigsten Informationen zum Bild notiert. Diese früher handschriftlichen Notizen werden heute per Computer erstellt und ausgedruckt.

Herr Nagaoka von der Photoabteilung führte uns in die vor drei Jahren begonnene Bilderverarbeitung per Computer ein. Die Farbabbildungen werden eingescannt und sind danach in fünf Größenstufen abrufbar. 25 Bilder passen dabei auf eine Photo-CD. Später sollen diese Bilder auch mit Schriftdaten verbunden werden. Wie bei der Text-database besteht allerdings auch hier das Problem des Copyrights.

Im Bunkazai kenkyûjo werden Werke zur japanischen und ostasiatischen Kunst aus der ganzen Welt bibliographiert. Bei Zeitschriften wird dabei nicht nur der Titel, sondern auch jeder einzelne Artikel aufgenommen. Frau Nakamura erklärte uns das Programm und half uns bei der Suche nach Literatur zu bestimmten Themen.

Nach Mittagessen und Kaffee in der Mensa der Kunsthochschule gingen wir um 14 Uhr nochmals ins Bunkazai kenkyûjo, um die dortige Ausstellung von Werken Kuroda Seikis (1866 - 1924) zu besichtigen. Frau Yamanashi Emiko führte uns durch die Ausstellung, welche den Wandel im Stil Kurodas zeigt.

Während seines Studiums in Paris erhielt Kuroda Seiki eine akademische Ausbildung und wurde mit der Schule von Barbizon bekannt. Erst nach seiner Rückkehr nach Japan zeigt sich ein starker Einfluß des Impressionismus in Kurodas Werken. 1896 gründete er die Künstlergesellschaft Hakubakai, außerdem unterrichtete er an der Kunstschule in Tokyo. 1900 stellte er fünf seiner Werke in Paris aus und erhielt für das Triptychon chi, kan, jô ("Weisheit, Impression, Gefühl"), das drei Akte vor Goldgrund zeigt, den zweiten Preis. 1907 wurde er Mitglied im Auswahlkomitee der Bunten, der offiziellen Ausstellung des japanischen Kultusministeriums. Kuroda Seiki wurde von seinen Verpflichtungen als Professor und in verschiedenen Auswahlkomitees stark in Anspruch genommen, so daß es nur wenige Spätwerke von ihm gibt. Dennoch war er sich immer der neuen Tendenzen in Europa bewußt, denn einige seiner späten Werke zeigen den Einfluß des Fauvismus.

Der Abend stand zur freien Verfügung und wurde von den meisten zur näheren Erforschung der kulinarischen Köstlichkeiten Japans genutzt.

 
     
 

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Donnerstag, 16. Oktober - Tokyo
(Nicole Tsuda)

8.00 Uhr Aufbruch zur U-Bahnstation, Fahrt zur Technischen Hochschule Tokyo. Natasa von Kopp vergißt ihre Fototasche in der U-Bahn. Nach aufregenden und tränenreichen Minuten finden die freundlichen japanischen Bahnbeamten die Fototasche und Natasa kann sie - erleichtert und froh - an der Endstation der U-Bahnlinie abholen (das ist Japan !!!).

10.00 Uhr treffen mit Prof. Nishi, seiner Assistentin Yamada und seinen Schülern an der Jubiläumshalle der Technischen Hochschule Tokyo. Das Gebäude war 1987 von dem Architekten Shinohara Kazuo zum 100. Jahrestag der Hochschule gebaut worden.

Shinohara Kazuo erscheint persönlich, und nach Begrüßung und Vorstellung der anwesenden Personen führt er die Gruppe durch das Gebäude.

1. Umgehung des Gebäudes von außen: Das Gebäude ist vierstöckig. Die Traufkantenhöhe beträgt 20 m, die Grundriß-Maße sind 8 x 31 x 8 x 31 m. Die Baumaterialien sind Stahlbeton, rostfreier Stahl (Außenhaut) und Glas.

Prof. Shinohara erklärt die statische Konstruktion des herausragenden Zylinders und der Halle: der Zylinder liegt auf verstärkter Stahlwand auf; er ist leicht gekrümmt; Wände, nicht Pfeiler, sind tragende Teile; der Zylinder trägt das Dach und hält es zusammen.

2. Gang durch das Gebäude: Im Erdgeschoß ist ein Technisches Museum mit verschiedenen Abteilungen wie Maschinenbau, Architektur, Keramik etc. und Magazinräume eingerichtet. Im 3. Stock befinden sich im Zylinder ein Restaurant und eine Bar. Im 2. Stock sind ein großer Konferenzraum mit Foyer und im 1. Stock kleinere Seminarräume untergebracht.

Prof. Shinohara faßt seine Konstruktion als zwei ineinanderstoßende gegensätzliche Räume, Zylinder und Kubus, zusammen. Er wollte damit ausdrücken, daß hier im Kleinen, bei einem einzelnen Gebäude, wie auch im Großen, bei einer ganzen Stadt, Gegensätze aufeinandertreffen.

11.30 Uhr Prof. Shinohara hält in einem Seminarraum einen Vortrag über seine Architektur. Er vergleicht die Städte Wien/Paris mit Tokyo.

"Wien/Paris ist zwar schön, aber es läßt sich schwer noch etwas hinzufügen. Tokyo ist dagegen chaotisch und es ist daher alles möglich zu bauen. Für mich ist das der besondere Reiz Tokyos."

Shinohara machte in seiner Architektur drei Stilphasen durch. Seine dritte Phase ist die Chaostheorie in der Architektur, als deren Anhänger er sich seit den 70ern verseht und die bis heute andauert. Es sollen verschiedene Konzepte an einem Bau verwirklicht werden und nicht nur ein einziges Konzept (Bsp. Jubiläumshalle).

Nach dem Vortrag werden noch verschiedene Fragen aus dem Publikum beantwortet, dann verabschiedet sich Prof. Shinohara.

12.30 Uhr Fahrt nach Yokohama.

13.30 bis 14.30 Uhr Mittagessen im Nô-Theater Yokohama.

Anschließend Führung von Prof. Nishi durch das Nô-Theater. Prof. Nishi hatte die Nô-Bühne zwischen 1988 und 1996 selbst wiederaufgebaut. Die Bühne war 1875 in Negishi, Tokyo, zum ersten Mal errichtet worden. 1919 versetzte man die Bühne nach Kumagume, 1965 wurde sie abgebaut und in einem Lagerhaus aufbewahrt. Dort wurde sie entdeckt, Prof. Nishi studierte das Material und baute es wieder zusammen. Im Juli 1996 konnte die Bühne neu eröffnet werden. Der größte Teil der Bühne ist noch original, Fehlstellen und fehlende Teile ersetzte man. Prof. Nishi erklärt die einzelnen Teile der Bühne sowie die Funktion der einzelnen Pfeiler für die Schauspieler. Die Gruppe darf auch die Räume der Schauspieler hinter der Bühne besichtigen.

Zum Schluß geht Prof. Nishi selbst auf die Bühne und singt für uns ein Lied aus einem berühmten Nô-Stück.

16.20 Uhr Rückfahrt nach Tokyo.

18.30 Uhr Japanische Vorlesung von Prof. Kobayashi Tadashi in der Gakushuin-Universität, Tokyo mit dem Thema "Ando Hiroshige und die Landschaftsmalerei".

20.15 Uhr findet im Gakushuin eine Willkommensparty für unsere Gruppe mit Prof. Kobayashi, Prof. Kono, der vor einigen Jahren in Heidelberg Gastprofessor war, und Studenten statt. Nachdem die einzelnen Teilnehmer vorgestellt wurden, erzählte Prof. Kono ein paar Anekdoten über seine Zeit in Heidelberg. Der Abend endet mit Gesprächen und fröhlichem Zusammensein mit den japanischen Studenten.

 
     
 

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Freitag, 17. Oktober - Tokyo
(Helga Lormans)

Besuch des Tokyo Nationalmuseums
Aufführung eines Nô-Theaters

Ein guter Anfang des Tages wurde auch an diesem Tag wiederum durch das umfang- und abwechslungsreiche japanische Frühstück gesichert. Und nachdem wir alle unsere Tischlein leergegessen hatten, machten wir uns auf den Weg zum Tokyo Nationalmuseum, von dem wir vor zwei Tagen schon einen Blick auf die weißen Außenmauern erhascht hatten. In einer langen Schlange machten wir den kleinen Spaziergang zum Museum, um um Punkt halb zehn, gleich mit der Öffnung der Tore, hineingehen zu können. Der Morgen war sozusagen frei: jeder durfte die Abteilungen des Museums, für die er sich am meisten interessierte, besuchen. Professor Ledderose führte durch die Abteilung der chinesischen Malerei und Kalligraphie und um elf bot der Konservator der Textilabteilung, Herr Nagasaki, eine Führung durch seine Abteilung. Am Nachmittag konnten wir im Depot der Abteilung der chinesischen Malerei und Kalligraphie die von uns erbetenen Bilder 'live' anschauen.

Natürlich war dieser halbe Tag, um sich das ganze Tokyo Nationalmuseum anzuschauen, viel zu wenig. So habe ich zuerst Professor Ledderose bei den Erklärungen der chinesischen Bilder zugehört, danach bin ich allmählich zu der Abteilung der chinesischen Archäologie abgewichen um die eigenen Interessen zu füttern.

Um elf bin ich dann zum Hauptgebäude gegangen, um an der Führung durch die japanischen Textilien teilzunehmen. Herr Nagasaki erwartete uns schon, und erfreulicherweise hielt er seine Führung auf Englisch, so daß es für jeden möglich war, direkt Fragen zu stellen. Wir waren mal wieder alle erstaunt über die hohe Qualität und Originalität der japanischen Designs und wünschten uns alle solch ein wunderschönes Kimono zu besitzen. Überrascht waren wir über das Faktum, daß die Textilien niemals gewaschen wurden, weil sich dabei aufgeklebtes Blattgold hätte loslösen oder Tusche hätte verwischen können.

Nach diesen interessanten Erklärungen sind wir noch zum ersten Stock gegangen, um uns dort die weitere ausgestellte japanische Kunst anzusehen. Diese umfaßte für uns leider nur einen Saal, weil es im übrigen Teil des ersten Stockwerks eine Schwerterausstellung gab, die uns als Laien auf diesem Gebiet nicht allzu sehr fesseln konnte.

Nach einer kurzen Mittagspause wurden wir im Depot der Abteilung chinesischer Malerei von den Herren Minato und Tomita freundlich begrüßt. Dies wurde unser erster Auftritt mit der Mundschutzmaske, die wir vorher verteilt bekommen hatten. Wir konnten fast alle die von uns gewünschten Bilder und Kalligraphien anschauen. Unter ihnen waren auch einige Werke angezweifelter Echtheit; es ist jedoch auch mal gut, erklärt zu bekommen, an welchen Stellen zu sehen ist, daß ein Bild gerade nicht zu den Topstücken gehört. Längere Zeit verbrachten wir mit den zwei Bildern, die Shi Ke zugeschrieben sind. Diese haben sich jetzt unauslöslich in unser Gedächtnis eingegraben. Und als wir dann allmählich nach vielen angeschauten und diskutierten Bildern doch anfingen Hunger zu bekommen, war es schon nach fünf und wir bekamen trotzdem als kalligraphische Zugabe noch eine Querrolle des Xu Wei präsentiert, dessen Werk vor und nach seiner psychischen Krankheit sehr unterschiedlich war.

Als wir uns danach herzlich verabschiedeten, mußten wir uns beeilen, um noch einigermaßen pünktlich ins Nô-Theater zu kommen. Vom ersten lustigen Stück (kyôgen) verpaßten wir leider den größten Teil, aber wir genossen den ruhigen zweiten Teil mit seiner rhythmischen Musik. Durch die Erklärungen von Professor Nishi am vorherigen Tag wußten wir auf welche Ereignisse auf der Bühne wir zu achten hatten. Wir waren nur ein wenig enttäuscht, daß der Vorhang nicht mit soviel Schwung hochgezogen wurde, wie Professor Nishi es uns gezeigt hatte. Nach der Vorstellung gingen wir zu unserem neuen Gasthaus, das noch schöner und authentischer sein sollte als das, in dem wir bei der Ankunft eingezogen waren.

Wir waren uns aber einig, daß wir vorher unbedingt was zu Essen brauchten, und so suchten wir nach einer Eßgelegenheit, wo noch Platz für etwa zehn Leute war. Und nach einigem Suchen fanden wir ein sehr kleines Speiselokal, wo wir mit zwei weiteren Gästen genau hineinpaßten. Nach einer guten Mahlzeit versuchten wir unsere neue Schlafunterkunft zu finden, und als das nach einigem Suchen gelang, konnten wir, schläfrig nach dem ofuro, mit einem zufriedenen Gefühl einschlafen.

 
     
 

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Samstag, 18. Oktober - Tokyo und Yokohama
(Yuh-Shiow Chen)

Tagsüber haben wir uns in zwei Gruppen geteilt. Eine Gruppe ist mit Herrn Ledderose zum Nezu Museum, die andere noch mal zum Tokyo Nationalmuseum gegangen.

Mit Herrn Ledderose im Nezu Museum haben wir hauptsächlich fünf Stücke der ältesten Seidenmalereien aus dem 9. Jh. interpretiert. Die buddhistischen Darstellungen sind noch sehr gut erhalten. Die Kalligraphien sind besonders interessant. Sie sind vermutlich mit hartem Pinsel oder Holzpinsel geschrieben worden. Sie sehen sehr ähnlich wie daoistische Schriften aus, die daoistische Priester bei den Zeremonien für die Diagnosen und Heilungen geschrieben haben.

Weiter haben wir über Skulpturen diskutiert. Herr Prof. Ledderose hat uns besonders gezeigt, wie man die Skulpturen aus verschiedenen Zeiten erkennen kann. Es war sehr lehrreich.

Die Objekte im Nezu Museum sind so plaziert, daß wir die zusammengehörenden Objekte in den gleichen Vitrinen finden konnten. Das machte einen Vergleich der Objekte leichter

Anschließend sind wir im Garten des Museums spazierengegangen. Nach vier Tagen in Japan habe ich zum ersten mal einen Garten in japanischem Stil gesehen. Der Garten ist sehr harmonisch angelegt und bildschön.

Um 15 Uhr 45 sind wir von Shibuya zur Kanagawa Universität gefahren.

Um 17 Uhr sind wir von Prof. Nishi und mehreren Universitätsangehörigen im vom Architekten Maki Fumihiko gebauten Auditorium empfangen worden.

Das Gebäude wurde im Jahr 1996 fertiggestellt. Es ist mit weißen und grünen Möbeln eingerichtet. Auf der obersten Etage befindet sich die Kongreßhalle, deren Wände mit Holzgittern verkleidet sind. Die sind aber für meine Augen sehr unangenehm. Aber der ganze Raum ist eigentlich sehr schlicht und elegant gestaltet, es gibt kaum Dekor.

Um 18 Uhr sind wir von Prof. Nishi zum 25-jährigen Dienstjubiläum in der kleinen Aula eingeladen worden.

Auf dem Weg zur Aula haben wir das ganze Unigelände besichtigt. Prof. Nishi hat uns die Universität erklärt. Die Kanagawa Universität wird 1998 siebzig Jahre alt. Die Universität liegt an zwei Lokalitäten. In einer sind die Fakultäten für Technik, Handel, Jura und Sprachwissenschaft untergebracht, in der anderen die Fakultäten Biologie und Wirtschaft. Die Universität hat insgesamt 15.000 Studenten.

Wir sind pünktlich um 18 Uhr in der Aula angekommen. Die Atmosphäre beim Empfang war sehr locker. Wir haben ein paar Studenten von Prof. Nishi kennengelernt. Seine Assistentin kommt nächstes Jahr im Januar zu uns nach Heidelberg.

Auf dem festlichen Empfang hat Herr Nishi uns seine Gäste vorgestellt, und unserem Institut ein Architekturmodell des Nikkôin, an dem er mit seinen Studenten über mehrere Monate gearbeitet hat, geschenkt. Das Geschenk wird mit einer Kunstversandfirma nach Deutschland geschickt. Wir haben auf dem Fest Lieder im Kanon gesungen, um uns für diese Einladung von Prof. Nishi zu bedanken.

Gegen 23 Uhr sind die Gäste schon langsam nach Hause gegangen. Ich bin auch müde geworden, weil ich schon seit heute morgen um 7 Uhr wach war. Nach einem Tag Anstrengung möchte ich jetzt lieber ins Bett gehen, und morgen müssen wir wieder früh aufstehen.

 
     
 

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Sonntag, 19. Oktober - Nikkô
(Karin Reich)

Das Studienobjekt für diesen Tag war der Nikkô Tôshôgû. Um rechtzeitig in Nikkô zu sein, mußten wir alle in den sauren Apfel beißen und schon um sieben Uhr, wißbegierig und frohgelaunt, am Frühstückstisch sitzen. Diese erste Hürde haben wir genommen, und so war es kein Problem in Asakusa den Zug zu erreichen, der uns nach Nikkô bringen sollte. Die Fahrtzeit wurde von den Teilnehmern dann zum Studium des 'wie schlafe ich am besten in sitzender Position' genutzt. In Nikkô angekommen wurde nach einer kurzen Auszeit zum Erwerb eines Obentô (oder: wir alle mögen kalten Reis!), der 30-minütige Marsch zum Ziel des Begehrens in Angriff genommen. Unser Weg führte uns unter anderem an der Statue des Mönches Tenkai vorbei, einem Tendai Mönch, der zusammen mit Tokugawa Ieyasus Enkel Iemitsu dafür verantwortlich war, daß Ieyasu in Nikkô als göttlicher Herrscher 'Tôshô Daigongen' verehrt wird.

Nach einem kurzen, aber steilen Anstieg erreichte unsere Gruppe den Eingangsbereich des Schreinbezirkes. Im Angesicht der 1818 wiedererrichteten fünfstöckigen Pagode stürzten sich alle auf ihr bentô. Natürlich erst nachdem noch einmal über die Baugeschichte der Anlage gesprochen wurde!

Gut gestärkt begaben wir uns dann, unter sachkundiger Führung von Prof. Sakamoto und Susanne, auf das Schreingelände, zusammen mit Hunderten von Japanern, die den schönen Herbstsonntag für einen Ausflug nutzten. Im ersten Bereich der Anlage, nachdem wir das Hyômon mit seinen Tempelwächtern durchquert hatten, befand sich gleich links daneben der Stall für das heilige Pferd. Welch Überraschung - es stand tatsächlich ein Schimmel darin. Zu seinem Schutz ist an der Frontseite des Stalles eine Schnitzerei mit 3 Affen angebracht. Etwas weiter den Weg entlang kamen wir an einem ungewöhnlichen Waschhaus vorbei. Es hatte an jeder Ecke drei Steinpfeiler. Von dort aus stiegen wir eine steile Treppe hinauf, um an Trommel- und Glockenturm vorbei zum Yômeimon, dem Eingang zum eigentlichen Schreinbezirk zu kommen. Links vor dem Yômeimon kann man noch eine 'holländische Laterne' sehen. Von dieser Art soll es noch zwei weitere geben. Eine befindet sich in Holland, die andere soll in Persien verschollen sein. Auffällig an dieser Schmiedekunst ist jedoch, daß die Tokugawa-Wappen verkehrt herum dargestellt sind. Unser weiterer Weg führte uns dann noch zur haiden, gebaut im gongen-zukuri Stil, mit den 36 Dichterporträts von Kano Tan’yû. Durch ein kleineres Tor - bewacht von der ‘schlafenden Katze’ - machte sich unsere Gruppe dann an den Aufstieg zur eigentlichen Grabanlage von Ieyasu.

Schnaufend und keuchend oben angekommen - hunderte Treppenstufen später - konnten wir als Belohnung die Ruhe des Ortes genießen. Nur die Ausdauerndsten waren oben angekommen! Von da an ging es eigentlich nur noch bergab. Zuerst noch zum Taijuinbyô, einer Tempelanlage in der Tokugawa Iemitsu als Ahnherr verehrt wird, und dann in einem halbstündigen Dauerlauf hinab zum Bahnhof. Völlig außer Puste erreichte die Gruppe, welche keine Sitzplatzreservierung für den Schnellzug bekommen hatte, den noch wartenden Bummelzug. Inmitten von Brotzeit haltenden Japanern wurde die Rückfahrt in Angriff genommen. Drei ältere japanische Herren, in voller Wandermontur, Kniebundhosen, Wanderstiefel und Rucksack, verkürzten uns die Fahrzeit dann noch damit, daß sie uns aus ihren reichlichen Proviantvorräten mit allerlei Naschkram verköstigten. Oishikattane!

Wieder in Asakusa angekommen hatten wir immer noch nicht genug. Einige Unermüdliche bummelten noch durch den Stadtteil und zum Tempel Sensôji. Nach einem großen Topf Nudelsuppe hieß es dann nur noch: Ofuro, wir kommen!

 
     
 

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Montag, 20. Oktober - Tokyo
(Yuh-Shiow Chen)

Um 10 Uhr kamen wir am Olympiastadion in der Stadt an. Herr Nomiyama zeigte uns das große und das kleine Stadion. Beide sehen sehr europäisch aus, wie Jugendstil und auch wie Schnecken.

Zunächst sahen wir uns das größere Stadion an. Darin sind die Sitzplätze aus blauem, weichem Gummi hergestellt. Es war sehr angenehm, darauf zu sitzen. Aber nur wir zwanzig Besucher in diesem großen Raum: das gab mir einen sehr einsamen Eindruck. Boden und Wände bestehen aus Natursteinplatten wie Marmor. Der Architekt hat die aus Metall hergestellten Lüftungsrohre sichtbar gemacht. Die Metallrohre in dem dunklen Raum glänzten, ich fand es kalt, obwohl draußen die Sonne schien. Natürlich, wenn das Licht an wäre, wäre die Atmosphäre sicher anders.

Im Raum ist die Beleuchtung nicht sichtbar. Die Träger des Gebäudes bestehen aus großen Eisenseilen an den hinteren und vorderen Wänden. Die Wände der beiden Seiten haben jedoch keine Funktion. Die ganze Gestaltung ist sehr futuristisch. Weil der Raum sehr groß ist und keine Säule zu sehen ist, hatte ich das Gefühl, daß das Gebäude eines Tages einstürzen würde.

Herr Nomiyama erklärte uns, daß im Stadion im Sommer auch große Konzerte stattfänden, aber nur dreimal im Jahr. Im Winter öffnete es für Sportveranstaltungen. Wir fragten, warum das Schwimmbad im Sommer nicht so häufig geöffnet sei und Herr Nomiyama antwortete, daß es sich nicht lohnte, weil die Kosten zu hoch seien. Es ist aber sehr schade. Es muß sehr schön sein, im so kühlen aber modernen und großen Schwimmbad zu schwimmen.

Danach gingen wir zum kleineren Stadion. Da spielten viele Damen gerade Volleyball. Das Dach ist wie ein Regenschirm. Es wird durch Seile getragen, die an einem zentralen Knopf aufgehängt sind. Die Lampen sehen aus wie Seesterne. Durch sein gelbliches Licht strahlt der Raum eine wärmende Atmosphäre aus.

Wir sind alle der Meinung, daß das kleine Stadion schöner und eleganter als das große ist. In Deutschland haben wir nur über das große Stadion Literatur gefunden, und es gibt auch fast nur Fotos über das große Stadion. Wir sind sehr erstaunt. Natürlich rannte unser Fototeam sofort los, um das Gebäude zu photographieren, damit wir in Deutschland auch Bilder des kleinen Stadions zeigen können.

Nach zwei Stunden Besichtigung des Olympiastadions haben wir heute Nachmittag frei. Das ist das erste mal seit fünf Tagen in Japan, daß wir uns frei bewegen können. Wir haben uns vorgenommen, zu Buchläden zu gehen,um ein paar Bücher oder ein paar Geschenke für Freunde zu kaufen.

 
     
 

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Dienstag, 21. Oktober - Nagoya
(Tanja Brugger)

8.00 Uhr Frühstück im Ichifuji-Ryokan, Nagoya
9.00 Uhr Aufbruch Richtung Nagoya U-Bahn
9.45 Uhr Fahrt von Kanayama Station nach Arimatsu
10.45 Uhr Besichtigung des Shibori Färbetechnik-Museums Shibori Shoko Kyôdô Kumiai incl. Videofilmvorführung über die Shibori-Färbekunst in Arimatsu und Demonstration des Herstellungsverfahrens
11.45 Uhr Besichtigung des Sanshakaikan-Museums incl. Videofilmvor-führung über die Karakuri-Ningyo-Wagen
12.30-13.50 Uhr Lunch und Shopping
14.00 Uhr Rückfahrt nach Nagoya (Yabacho Station)
15.15 Uhr Besichtigung der Gesamtanlage des Städtischen Kunstmuseums in Nagoya (Architekt: Kurokawa Kisho; 1987) und Besprechung der architektionischen Elemente im Vergleich zu traditionell japanischen Elementen; Besichtigung der Architektur von Innen und Besuch der ständigen Ausstellung
17.00 Uhr Offizieller Programmschluss. Abend zur freien Verfügung

Der Tag begann wie immer: definitiv zu früh. Nach dem Frühstück in unserem (daitai western bzw. american style) Ryokan machten wir uns um 9 Uhr zu Fuß auf Richtung Nagoya U-Bahn (Kanayama Station) - ohne den uns im Vorgarten verabschiedenden Gartenzwergen weitere Beachtung zu schenken. Nach einer knapp einstündigen Fahrt erreichten wir das traditionell anmutende Örtchen Arimatsu, in dem die kunsthandwerkliche Tradition der Shibori-Färbetechnik noch immer von Generation zu Generation weitervererbt wird. Zunächst führte uns unser Weg bzw. Melanie zum Shibori Shoko Kyôdô Kumiai, einem kleinen Shibori-Museum mit Verkaufsraum, der uns zunächst zum Shopping verführte. Um 11 Uhr bekamen wir durch einen Film über die Kunst des Shibori-Färbens einen Einblick in diese seit ca. 400 Jahren in Arimatsu gepflegte Tradition. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde uns wohl bewusst, wieviel Arbeit und Zeit in einem Stück Shiboristoff stecken konnte!

Noch besser verdeutlicht wurde dies jedoch wohl anschliessend, als uns eine kleine, betagte Obaasan diese Technik direkt vorführte. Bei dem Gespräch mit ihr stellte sich heraus (zumindest für jene, die den Dialekt enträtseln konnten), dass sie mit ihren 92(!) Jahren bereits seit ca. 60 Jahren, also seit der Gründungszeit des Museums hier beschäftigt war. Während sie früher jedoch den ganzen Tag Shibori-Stoffe hergestellt hatte, arbeitete sie jetzt "nur" noch während der Öffnungszeiten des Museums. Das beeindruckendste Erlebnis ihres Lebens war wohl das Zusammentreffen mit der jetzigen Kaiserin, die einst das Museum besuchte und sich kurz mit ihr unterhielt. Den dabei von dem hohen Besuch geäusserten Wunsch, sie solle ein langes Leben haben und auf ihre Gesundheit achten, hat sie sich scheinbar bis zum heutigen Tage zu Herzen genommen.

Nachdem wir uns im Ausstellungsraum die verschiedenen Färbemuster, -techniken und -geräte angesehen hatten, gingen wir bald darauf zum Sanshakaikan-Museum, das über die traditionellen Karakuri-Ningyo-Festwagen informierte. In einem kurzen Vortrag erläuterte uns der Kurator, der auch als Marktschreier grosses Talent gehabt hätte, das eigentlich einzige Ausstellungsstück: einen der drei in Arimatsu befindlichen Festwagen aus dem Jahre 1873. Durch den darauffolgenden ca. 10-minütigen Film über das Arimatsu Festival erhielten wir weitere Informationen über diese beeindruckenden Wagen, die mit ihren durch Zahnräder mechanisch betriebenen Holzpuppen (jap.: karakuri ningyo) eine wichtige historische Quelle für die Kultur der Edo-Zeit darstellen. Wie genau diese Wagen funktionieren und wie die ca. 30 daran beteiligten Puppenspieler, Musiker und schiebenden Männer (wie so oft handelt es sich hierbei wieder um eine reine Männerdomäne...) so zusammenwirken, dass sich für den Zuschauer ein beeindruckendes Spektakel ergibt, wurde bei dieser Gelegenheit sehr gut verdeutlicht.

Die Mittagspause von 12.30 Uhr bis zum Treffpunkt am Bahnhof um 13.50 Uhr wurde von uns jeweils individuell zum Herumschlendern, Mittagessen im Restaurant, Obento-Picknick, Einkaufen o.ä. genutzt.

Nach einer kurzen Fahrt erreichten wir unsere Umsteigehaltestelle Kanayama Station in Nagoya. Nach einer kurzen Wartepause stiess auch Nicole wieder zu uns, die sich kurzzeitig unfreiwilligerweise von uns getrennt hatte. (Aufgrund eines Nickerchens hatte sie unseren Ausstieg nicht bemerkt, und auch die Blitz-Weck-Aktion durch Uta und unser Versuch, mit vereinten Kräften die sich schliessende Tür doch noch einmal aufzustossen, blieben erfolglos, und so musste sie im nächsten Bahnhof eben wieder umsteigen.)

Unser letzter Tagesprogrammpunkt führte uns schliesslich zum Städtischen Kunstmuseum in Nagoya, das wir zunächst als moderne Architektur des Kurokawa Kisho aus dem Jahre 1987 erkundeten, wobei viele Elemente traditioneller Architektur im allgemeinen und im besonderen die der Anlage der Katsura Villa in moderner Form und mit modernen Materialien wiederzufinden waren.

Ab 15.45 Uhr wendeten wir uns dem gleichfalls interessanten Inneren des Gebäudes zu, und die Gruppe löste sich auf, sodass jeder nach Belieben die ständige Ausstellung zeitgenössischer Kunst besuchen konnte, in der z. B. Werke des deutschen Künstlers Anselm Kiefer oder von Mitgliedern der Ecole de Paris vertreten waren. Auch die Taanaa- (sprich Turner-) Sammlung aus der Tate-Gallery, London, lud zum Besichtigen ein. Die Abendgestaltung wiederum blieb jedem einzelnen selbst überlassen.

 
     
 

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Mittwoch, 22. Oktober - Nagoya
(Suey-ling Tsai)

An diesem Tag hielten wir uns ausschließlich im Tokugawa-Museum auf. Das Besichtigungsprogramm verlief folgendermaßen:
     10:00 - 12:30 Besichtigung der ständigen Ausstellung
     13:00 - 15:00 Sonderbesichtigung im Magazin (mit Begleitung vom Kurator des Museums, Herr Satô Toyozô)
     15:00 - 17:00 Besichtigung der Sonderausstellung "Early Seventeenth- Century Genre Paintings - The World of Lively Entertainment
(mit Begleitung vom Assistant Curator des Museums, Herr Yotsutsuji)

Besichtigung der ständigen Ausstellung

Die ständige Ausstellung ist in sechs Räumen verteilt:
     Raum 1: Symbole der Krieger: Schwerter und Rüstungen
     Raum 2: Die Praxis des Tees - ein Daimyo Teehaus
     Raum 3: Audienzhalle einer Daimyo Residenz
     Raum 4: Daimyo als Mäzen des Nô-Theaters
     Raum 5: Objekte und Ausstattungen des eleganten Lebens
     Raum 6: Die Blüte der Hoftradition: Die illustrierte Geschichte von Genji

Zuerst haben wir alle einen eigenständigen Rundgang durch die Räume gemacht. Dann besprachen wir gemeinsam die folgenden Werke unter jeweiliger Leitung:
     Kalligraphie von Xutang Zhiyu (Uta Lauer)
     "Zurückkehrende Boote" von Yu Jian (Prof. Ledderose)
     36 Götter der Dichtung von Muneyuki (Melanie Trede)
     Audienzhalle im Shoin-Stil (Petra Rösch)
     Triptychon - Bodhisattva, Pflaumen und Bambus (Prof. Ledderose)
     Kalligraphie von Ikkyû (Prof. Ledderose)
     36 Götter der Dichtung von Kanô Takanobu (Melanie Trede)
     36 Götter der Dichtung von Kano Tan’yû (Melanie Trede)
     Kosode mit Ahornblätter-Dekor (Karin Reich)
     Lackkiste für Tuschreibstein (Annegret Wielandt)

Sonderbesichtigung im Magazin

Der Kurator des Museums, Herr Satô Toyozô, holte für uns zwei Werke aus dem Magazin, die wir dann ganz nah betrachten konnten. Das erste Werk war ein zen-buddhistisches Triptychon, Hu Zhihu zugeschrieben. Das zweite war die Querrolle Saigyô monogatari emaki, gemalt von Tosa Tsunetaka (1249-1256).

Besichtigung der Sonderausstellung "Early Seventeenth-Century Genre Paintings - The World of Lively Entertainment"

Die Sonderausstellung war in folgende Rubriken aufgeteilt:
     Kyoto, a City of Leisure - grand Views and Festival Scenes
     Kabuki Performances and Crowds on the Riverside
     Fête Champêtre - Open Air Amusements
     Illustrations of the Pleasure Quarters - Indoor Amusements
     People at Play
     New Style Handscrolls - Illustrations of Jôruri Ballad Dramas

 
     
 

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Donnerstag, 23. Oktober - Kyoto
(Petra Rösch)

Vom Dreirad zur Weihnachtskiefer oder Der Kitano Tenmangû und das Nijôjô

asa-performance

Bereits beim Frühstück, welches wir mit klammen Händen im Wintergarten des Gesshin-in mit Gartenblick einnahmen, wurden wir mit Tatsachen der anderen Art konfrontiert. Betäubendes Motorengeräusch zerriß die Stille und warf die Fragen auf, die uns seitdem unablässig beschäftigen sollten:

Hatten die Fortbewegungsmittel diverser Zenäbte einen formenden Einfluß auf die Anlage der Zengärten? Verlauf, Breite und Pflasterung der Wege insbesondere? Sollten möglicherweise die Abmessungen des Dreirads die Breite der Zengartenwege bestimmt haben ?

Welchen erleuchtenden Einfluß mag wohl das Dreiradfahren auf den trainierenden Geist haben und welchen hat es wohl auf die Zuschauer? Wird die Übung des Fahrens unterstützt von den mandala-artigen Dekorationen auf den zartrosa bis hellblauen Gewändern der Zenäbte? (In der Fachsprache werden diese auch "Hello-Kitty"-Motive genannt).

Die Philosophie des Zen ist für westliche Geister immer noch nicht entschlüsselt. Ein Desiderat der Forschung.

Kitano Tenmangû

Der Kitano Tenmangu wurde für den konfuzianischen Gelehrten/Beamten Sugawara no Michizane im 10. Jh gegründet, der dort als shintoistischer Gott verehrt wird. Der heutige Bau stammt von 1607 und war unter Toyotomi Hideyori im gongen-Typus oder yatsumune-zukuri errichtet worden. Die erste Bezeichnung bezieht sich auf die Grundrißform von zwei quergestellten Hallen, die durch einen schmaleren Raum verbunden sind, die zweite heißt übersetzt "Acht-First-Typus" und bezieht sich auf die acht Dächer des Baus.

Haiden und Ishinoma sind zu besichtigen, die Honden (Haupthalle) nicht. Darin werden die Objekte aufbewahrt, welche die Gottheiten repräsentieren. Diese mußten allerdings aufgrund von Bauarbeiten am Schrein, besonders am Dach der Honden ausgelagert werden. Die Frage kam von versierter Seite auf, wie man denn die Götter ausgelagert habe und was denn nun eigentlich in der Honden aufbewahrt würde, in die nur Auserwählte bisher einen Blick geworfen hatten. Nur soviel wurde verraten: vier Leute hätten die Heiligtümer getragen, so daß nicht einmal das Gewicht des Getragenen eindeutig zu bestimmen sei. Der Verdacht verstärkt sich, daß dorten nur dicke Luft enthalten ist.

Die Datierung det jansen, welche bei einer Konferenz Anfang Oktober angezweifelt wurde, befindet sich am Pfosten der Treppe, welche zum "Allerheiligsten" hinaufführt. Diskutiert wurde das Aussehen der kaerumata (Froschbeine) und der Konsolen, deren Farbgebung evtl. auf die Restaurierung von 1700 zurückzuführen ist.

Besonders interessant ist die Integration des Ishinoma (Steinzimmer) in den Raum. Hierzu entspinnt sich eine Diskussion, inwieweit der jetzige, offene Dachstuhl des Ishinoma die ursprüngliche Deckenlösung aus dem Vorgängerbau des 10. Jhs wiedergebe. Denn im zeitgleichen, also ebenfalls im 17. Jh erbauten Ôsaki Hachimangû in Sendai sei bereits eine Kassettendecke eingezogen worden.

Zudem ragt das Dach der Honden in das Ishinoma wie in einen Außenraum hinein. Dies weist möglicherweise darauf hin, daß das Ishinoma früher nicht überdacht gewesen sein könnte.

Daraufhin folgte die interessante Besteigung des doppelschaligen Dachstuhls der Honden, der gerade mit Zypressenrinde neu gedeckt und restauriert wird. Um einen Blick ins Innere zu wagen, riskierten zahlreiche mutige Recken ihr Leben. "Kunstgeschichtler auch schwindelfrei!" (Ihr Arbeitsamt rät: Alternativberufe als Dachdecker oder Schornsteinfeger!!)

Nach feinen Udon in einer kleinen Kneipe folgte die Besichtigung des

Nijô-jô

Tokugawa Ieyasu (1542-1616) hat mit den Bauarbeiten zu seiner Residenz in Kyôto 1601-03 begonnen und ca. 20 Jahre später, 1626, für den Kaiserbesuch umgebaut. Der Ninomaru-Palast, eines der noch erhaltenen Architekturbeispiele im shoin-zukuri (Schreibzimmer-) Stil, stammt noch aus dem 17. Jh, der Honmaru-Komplex dagegen ist ein Palast aus der Mitte des 19. Jhs. Die Bauten des letzteren wurden Ende des 19. Jhs anstelle der 1750 abgebrannten urspünglichen Anlage hierher transferiert.

Interessant war die Bemerkung Prof. Nishis zur Anlage des Gartens, die offensichtlich von dem Palast des Kaisers (goten) aus zu betrachten war. Dies hat man anhand von Wappen auf Steinen geschlossen, welche auf der vom Kaiserpalast abgewandten Seite angebracht waren. Der Kaiserpalast soll zudem viel teurer und aufwendiger gebaut gewesen sein als der Ninomaru Palast des Shôguns. Bei der Deutung der Anlage, bzw. der Bedeutung des Kaiserbesuches gibt es allerdings verschiedene Lehrmeinungen. Wissenschaftler interpretieren nämlich die gesamte Anlage des Nijôjô als eine Machtdemonstration des Shôguns gegenüber dem Kaiser. Dies drückt sich vor allem in der prachtvollen, inszenierten Ausstattung der inneren Räume des Ninomaru-Palastes aus und auch in der geomantisch ungünstiger gelegenen Position des Kaiserpalastes. Prof. Nishi ist offensichtlich nicht dieser Meinung, eine Diskussion darüber war aber nicht möglich.

Daraufhin folgte eine ausführliche Besichtigung der Honmaru-Anlage. Interessant war, daß sich die Ôhiroma des jetzigen Palastes des 19. Jhs in eine Nô-Bühne umbauen ließ, da einige Wände herausgenommen werden konnten. Zudem war die Decke im Gang vor der Ôhiroma nicht flach gedeckt, sondern spitzgiebelig, sodaß dieser als hashigakari (Bühnensteg) dienen konnte.

Den Abschluß des Tages bildete ein nabe-Essen offizieller Art, wozu Prof. Ledderose die Professores Chino und Nishi, nebst Kyôto daigaku no gakusei und uns lud.

Eine letzte Besichtigung schloß sich spontan nach Auflösen der Feierlichkeiten an, als eine Gruppe Hartgesottener, inclusive S S-K und LL als hell´s angel zu dem legendären Christmas-hinoki aufbrachen. Der Stumpf der zu biedermeierlichen Zwecken entfremdeten Krone hatte die Mißhandlung vor zehn Jahren erstaunlicherweise überlebt und wuchs weiterhin in Guoxi (ca 1001-1090)- imaginierenden Formen im Garten eines unscheinbaren Hauses....

 
     
 

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Freitag, 24. Oktober - Kyôto
(Simone Grießmayer)

7. 30 h: Nach dem obligatorischen Weckruf und anschließendem Frühstück brechen wir gegen

8. 30 h zum Hôtôji auf. Nach einigem Umherirren erreichen wir schließlich, durch die Hilfe einer älteren Dame, die sich über den Ausflug einer Horde "gaijins" in jenes entlegene Nest sichtlich erstaunt zeigt, den erhofften Tempel.

Exkurs I: Der Hôtôji ist die größte Tempelanlage im Fukakusa-Gebiet. Nach der Familienchronik der Fujiwara sollen seine Wurzeln bis ins späte 9. Jh. zurückgehen. Das Eingangsportral wurde Mitte der Muromachi-Zeit hinzugefügt und gilt heute als "wichtiges japanisches Kulturgut". Gegen Ende des 16. Jh. wurde der Tempel bei einem Brand schwer beschädigt, und seinen heutigen Namen erhielt er erst nach diesem Wiederaufbau. Angeblich kam ein Teil des Materials, das für die Restauration 1608 verwendet wurde, von der alten Daibutsuden (Große Buddha Halle) in Kyoto.

9. 40 h: Wir beginnen mit einer Besichtigung des Gebäudekomplexes. Daran schließt sich um

10. 00 h eine Führung mit Herrn Prof. Nishi an, bei der uns die Restaurationsarbeiten, die derzeitig an der Haupthalle (hondô) des Tempels vorgenommen werden, erläutert werden.

Exkurs II: Die Restaurationsarbeiten wurden bereits im Juli 1996 begonnen und sollen voraussichtlich im März 2003 abgeschlossen werden. Geplant ist eine vollständige Demontierung der Holzkonstruktion, wobei jeder einzelne Balken numeriert wird, um seine ursprüngliche Position wieder zurückzufinden; schwer beschädigtes Gebälk wird durch neue Hölzer ausgetauscht.

12. 00h: Besichtigung der Holzpagode des Hôtôji.

Exkurs III: Es handelt sich um eine zweistöckige Holzkonstruktion, die 1341 erbaut wurde und somit die älteste ihrer Art in Kyoto ist. Sie gilt als "wichtiges japanisches Kulturgut".

Danach fahren wir zurück nach Kyoto, und um

15. 00 h beginnt eine Sonderbesichtigung der Innenräume des nach 1617 errichteten (renoviert 1957/ 1959) Shoin des Nishi Honganji. Die Führung findet von Japanern für Japaner statt, so daß das Tempo für unsere Verhältnisse sehr rasant ist. Trotzdem haben wir Gelegenheit zahlreiche, größtenteils der Kanô-Schule zugeschriebene Wandmalereien zu besichtigen.

Gegen Abend bekommen wir noch Gelegenheit den dreistöckigen Pavillon (hiunkaku) im Südosten des Tempelbezirks zu besichtigen. Der Pavillon befindet sich im Garten Tekisui und bietet im Abendlicht Gelegenheit für unzählige Postkartenschnappschüsse. Die Inneneinrichtung ist relativ neu, vermutlich aus der Meiji-Zeit, und auch die Wandbemalungen sind größtenteils neu restauriert. Besonders interessant ist ein kleiner Teeraum, der direkt vom angrenzenden Teich aus durch eine Luke betreten werden kann.

 

Da der 24. Oktober leider zu den Tagen gehört, an dem sich mir nicht viel Stoff für persönliche Kommentare bietet, will ich im Folgenden stattdessen von einer anderen Begebenheit berichten, die sich schon einen Tag später ereignen sollte.

Schon früh hatte eine der Teilnehmerinnen einen Virus in unsere Gruppe eingeschleppt, der binnen kürzester Zeit beinahe die ganze Teilnehmerschaft mit einem bis dahin unbekannten Fieber infizieren sollte: Dem Kitanotenmanguflohmarktfieber. Bald machten unzählige Gerüchte die Runde, daß es möglich sei, an jenem besagten paradiesischen Orte alle Souvenirsorgen auf einen Schlag und ohne große finanzielle Belastung zu beseitigen und alle Kaufräusche in vollem Maße auszuleben. So fieberten wir voller Spannung unserer Zeit in Kyoto entgegen.

Endlich war es soweit. Unglücklicherweise sollten an diesem Tage noch zwei weitere zeitaufwendige Events auf unserem Tagesprogramm stehen, auf die selbst die Einkaufswütigsten unter uns nicht verzichten wollten. Hatte es sich doch herumgesprochen, welche bürokratischen Hürden (inklusive Privataudienz im [Büro des] Kaiserpalast[s]) überschritten wurden, um diese exquisiten Besichtigungen zu ermöglichen. Da half also nur noch gutes Timing.

Unsere Gruppe hatte das Glück schon um zehn Uhr zur Katsura- Führung zugelassen zu sein und erst um fünfzehn Uhr mit der Besichtigung des Kaiserpalastes zu beginnen. Auf diese Weise blieben uns doch sage und schreibe drei volle Stunden, um uns ins Gewühl am Kitano Tenmangu zu stürzen (O.k., abzüglich der Fahrtzeit nur zwei, aber immerhin!).

Nach Beendigung der Besichtigung am Vormittag eilten wir folglich großen Schrittes zurück zur U- Bahn. Doch schon nach wenigen Minuten mußten wir feststellen, daß wir zwei Mitglieder unserer Gruppe verloren hatten: Eines hatte zu lange darüber verweilt, Blümchen zu photographieren und wurde dabei bedauerlicherweise abgehängt, und ein anderes Mitglied hatte seine Liebe zu japanischen Waffen entdeckt und ging so ebenfalls anderen Weges. Aber die Hartgesottenen unter uns ließen sich von solchen lapidaren Zwischenfällen natürlich nicht aufhalten.

Nach unserer Ankunft genügte ein Blick auf den Busfahrplan, um die passende Weiterfahrt zum Kaiserpalast herauszusondieren. Danach konnten wir uns endlich ins ersehnte Getümmel stürzen. Den Rest kann ich wahrscheinlich überspringen...

Zwei Stunden später hetzten wir zurück zur Bushaltestelle, wo wir ein freudiges Wiedersehen mit einem der verloren Gruppenmitglieder hatten. So warteten wir dann gemeinsam auf den Bus zum Kaiserpalast. Und wir warteten. Womit wir nicht gerechnet hatten war, daß, selbst in einem so pünktlichen Land wie Japan, Busse aus unerklärlichen Gründen einfach entfallen oder Verspätung haben können. Es war zehn vor drei. Sieben vor drei stürzten wir auf die Straße, zwangen das nächstbeste Taxi zum anhalten, purzelten zu dritt auf die Rückbank und wiesen den verdutzten Fahrer an Gas zu geben. Da der Taxifahrer beständig vor sich hin grinste, befürchteten wir schon das schlimmste:

     a.) er hält uns für blöde gaijins und will mit uns eine Stadtrundfahrt durch Kyoto veranstalten, um uns danach kräftig zur Kasse zu bitten [Chinaerfahrungsgeschädigt, was?; die Red.], oder

     b.) eine Entführung! -

Weder noch. Auf meine drohende Frage konnte der arme Kerl nur antworten, daß er sichtlich amüsiert sei, drei so hübsche Ladys [???; die Red.; nanana: d. andere Red.] in seinem Taxi herumzukutschieren. Berechtigterweise fragte er uns noch, wohin oder genauer genommen zu welchem der vielen Eingangstore des Kaiserpalastes unsere Fahrt überhaupt gehe. Womit bei uns eine intensive Beschäftigung mit dem Kyotoer Stadtplan begann. Inzwischen war es ungefähr drei vor drei. Als wir endlich den richtigen Eingang auf dem Stadtplan gefunden hatten, waren wir natürlich schon längst an ihm vorbeigefahren. Wären wir nicht ganz so tief in unsere eigene Diskussion versunken gewesen, hätten wir vielleicht den Tip des Taxifahrers gehört, der instinktiv zum richtigen Eingang fahren wollte. Aber selbst ist die Frau, und bei der günstigen Straßenführung Kyotos gab es auch kein Zurück mehr.

Wie dem auch sei: Wir sind schließlich am Kaiserpalast angekommen. Zwar mit einer ganz kleinen Verspätung und unglaublich durchgeschwitzt, aber immerhin noch vor unserem Bogenschützen, der sich offensichtlich ganz ähnlich wie wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ein wenig verkalkuliert hatte. [Nein, nein! Der wurde von einem "Entscheidungskampf" aufgehalten; die Red.]

 
     
 

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Samstag, 25. Oktober - Kyoto
(Sebastian Schmitt-Köppler)

Kaiserpalast und kaiserliche Villa Katsura mit Garten

Kurz vor der Abreise aus Tokyo hatten vier Abgesandte aus der Exkursionsgruppe dort in der kaiserlichen Hofverwaltung die Erlaubnis zur Besichtigung des Kyotoer Kaiserpalastes und der ebenfalls in Kyoto gelegenen kaiserlichen Villa Katsura eingeholt. Jeder Teilnehmer mußte namentlich mit Paßnummer, Geburtsdatum und Alter angeführt werden.

Die Exkursionsteilnehmer wurde in Gruppen zu je vier Studenten aufgeteilt, die sich alle zu einer anderen Zeit an den zu besichtigenden kaiserlichen Örtlichkeiten einzufinden hatten.

So stiefelten die einzelnen Gruppen dann nach dem Frühstück bei strahlendem Sonnenschein vom Gesshin'in aus getrennt los; beispielsweise zuerst zum Kaiserpalast. Dort fünfzehn Minuten vor der Zeit am Seisho-gomon Tor angelangt, wurde den Vieren bedeutet, daß man erst um Punkt passieren könne; die verbleibende Zeit wurde in dem den Palast umgebenden äußeren Parkareal für eine Dose Kaffee aus dem Automaten genutzt. Dann zur angegeben Zeit konnten sich alle nach kurzer Kontrolle und Vergleich des Passierscheines mit Pässen und Personen zu einem Warteraum innerhalb der Palastmauern begeben. Dort warteten neben ein paar Ausländern schon einige japanische Schulklassen, die sich die Zeit mit allerlei Juxereien vertrieben. Die Nichtjapaner wurden zu einer Gruppe zusammengefaßt, die etwa zwölf Personen umfaßte, und los gings:

10.07 Gishumon-Tor, Mitte Edo-Periode, über und über mit kaerumata verziert, 10:09 Okuruma-yose-Halle, eine Remise in die rückwärts eingelenkt wurde, um den Insassen von Sänften quasi im Niederflursystem aussteigen zu lassen,

10:11 Shodaibu-no-ma, eine Umkleide- und Wartehalle für offizielle Besucher im Shoin-zukuri-Stil und nicht in dem für die Heian-Zeit zu erwartenden Shinden-zukuri-Stil, die in drei Räume unterteilt ist:

Shodaibu-no-ma, d.i. der Raum der Kirsche, der rangniedrigste Raum für die Daimyos und rangniedrigere Besucher, Tenjôbito-no-ma, d.i. der Raum des Kranichs, der dem Shôgun diente und schließlich Kugyô-no-ma, d.i. der Raum des Tigers, der ranghöchste und am nächsten zum Zeremonienraum gelegene, war dem Adel vorbehalten. Und weiter vorbei an der Shin Mikuruma-yose-Halle, Korridoren, dem Nikka-mon-, Gekka-mon- und Jomei-mon-Tor, direktissime zum Shishinden (10:15) mit seinem riesigen Dach aus Zypressenrinde, wie es einige Tage zuvor eingehend bei Restaurierungsarbeiten im Kitano tenmangu unter sachkundiger Führung von Herrn Professor Nishi besichtigt werden konnte.

Ein Konstruktionsmodell im Schnitt war auch auf dem Weg zum Seiryôden zu sehen. Der Shishinden, im Shinden-zukuri-Stil errichtet, wandelte sich im Laufe der Zeit vom reinen Privatgemach in einen Zeremonienraum (ab der Edo-Zeit). Der Bau beeindruckte durch seine Größe, die seine Position als Hauptgebäude des kaiserlichen Palastes unterstreicht, in dem wichtige Staatszeremonien, Inthronisationen und jährliche Rituale abgehalten wurde.

Nachdem man hier im Verhältnis recht lange verweilen durfte, wurde die Gruppe weitergescheucht zum Seiryôden (10.32), einem nordwestlich des Shishinden gelegenen Palastgebäude, das zunächst als private Residenz errichtet und später, seit der Regierungszeit des Kaisers Uda, ebenfalls zu zeremoniellen Handlungen diente.

Dieser offizielle Charakter wird vor allem durch die in den Mittelpunkt gerückten chinesischen Bildthemen zum Ausdruck gebracht, die privaten hingegen zeigen noch die dahinterliegenden japanischen Sujets.

10:36 erreichte die Führung den Kogosho, ein nord-östlich des Shishinden gelegenes Gebäude, das dem Thronfolger als Zeremonialraum diente und dessen architektonischer Stil Charakteristika sowohl des shinden-zukuri als auch des shoin-zukuri aufweist, demnach also in eine Übergangszeit fallen dürfte.

10:38 Ogakumon-jo, was soviel bedeutet wie Studierhalle. Diese liegt neben dem Kogosho, nur durch einen kleinen Platz getrennt, auf dem kemari (japanisches Zeremonialfußball) gespielt wurde, wie es häufiger auf Malereien zu sehen ist. Die Ogakumon-jo diente auch zu Dichterwettstreiten und anders gearteten Versammlungen.

Es war bereits 10:40 und es ging weiter hurtig durch Fleiß: noch einen kurzen Blick auf den Oike-niwa-Garten, mit seinem großen Teich in der Mitte, den eine steinerne Brücke überspannt, vorbei an dem Alltagspalast Otsune-goten, am Koshun mit seinen frühlingshaft ausgestatteten shôji, dem Omima, einem westlich des Otsune-goten gelegenen Gebäudes, von drei Räumen, welche für saisonale Zeremonien genutzt wurden. Pünktlich um 10:45 war die Führung beendet.

Was blieb war ein Eindruck an Größe, Lage, Stofflichkeit und Ausgestaltung der einzelnen Gebäude und eine gründliche Nachbereitung anhand der Literatur.

Viel zu früh ans Freie gesetzt, die Führung in der Villa Katsura war auf 16:00 festgelegt worden, nutzte man die Zeit um den dazwischengelegenen Flohmarkt am Kitano tenmangû zu besuchen.

Mit Bus und U-Bahn und wieder mit dem Bus ging es dann weiter zur Villa Katsura, die wir um 15:30 erreichten. Die halbe Stunde bis zur Führung aßen wir am nahegelegenen Flußufer die in einem Twenty-four-hour-shop erstandenen Bento.

Endlich war es so weit. Nach den nun schon fast gewohnten Formalitäten begann die Führung auch gleich mit dem Rundgang durch diesen wundervollen Garten mit den in ihm gelegenen Gebäuden:

dem Miyuki-mon, ein Tor aus dem Jahre 1633 mit seinen ungeschälten Eichenpfeilern und der daraus entspringenden rustikal einfachen Ausstrahlung, dem Soto Koshikake, dem Warteplatz für Gäste der Teezeremonie im nahegelegenen Shôkintei, d.h. Harfen und Pinien-Pavillon und Shokatei, d.h. Pavillon der hochgeschätzten Blumen.

Weiter ging es mit dem Onrindô, einem buddhistischen Mausoleum, das von Prinz Toshitada in Gedenken an seinen Vater Prinz Toshihito errichtet wurde, dem Shoinken, der Hütte der lächelnden Gedanken, einem Teehaus das in chinesischem Stil errichtet worden ist. Der Shoin selbst ließ sich leider nur von Ferne betrachten. Er besteht aus im rechten Winkel aneinandergesetzten Gebäudeteilen, die in ihrem Zickzackmuster an den Flug der Wildgänse erinnern. Diese Anordnung ermöglicht einen facettenreichen Blick auf den Garten und garantiert für die im Süden gelegenen Räume ein Maximum an Helligkeit bei gleichzeitig geringer Hitzeentwicklung im Sommer. Der Rundgang schließt mit einem Blick in den Gepparo, d.h. Mond-Wellen-Pavillon, der bootsartig ausgestattet ist und den Blick auf den See freigibt, somit auf die Reflexionen des Mondes bei Nacht.

Ganz versunken von dem traumhaften Eindruck findet man sich im Eingangsbereich wieder und zurück in der heutigen Welt. Den Schließfächern werden die Gepäckstücke entnommen, der Getränkeautomat gebiehrt krachend eine Büchse, einige kaufen noch schnell ein paar Ansichtskarten oder Führer über das Bestaunte.

Auf dem Heimweg geht's noch einmal am Flohmarkt vorbei, die Händler beginnen einzupacken, die Preise sind die Hälfte. Eine Soba in einem Nudelrestaurant, ein Stadtbummel und zurück zum Gesshin'in.

 
     
 

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Sonntag, 26. Oktober - Kyoto
(Petra Rösch)

Kyoto Nationalmuseum

Vormittags stand der Besuch der Momoyama-Ausstellung: "The Age of Gold - The Days of Dreams" auf dem Programm.

Die Ausstellung mit dem etwas pathetischen Titel beschränkte sich hauptsächlich auf großformatige Malereien der Momoyama-Zeit, wie Stellschirme (byôbu) und Malereien auf Schiebetüren (fusuma). Die Ausstellung wurde zur Feier des 100jährigen Bestehens des Museums eröffnet. Kernstücke und Ausgangspunkt waren Werke der Kanô-Schule, insbesondere Kanô Eitokus, dessen Stil für die Malerei dieser Zeit von großer Bedeutung war.

Auch Künstler anderer Schulen waren vertreten, wie zum Beispiel Hasegawa Tôhaku: Dessen Stellschirm mit Kiefern im Nebel erregte besondere Aufmerksamkeit. Da die Kieferngruppen ohne Hintergrund dargestellt sind, wird vermutet, daß der Stellschirm möglicherweise nur eine Skizze darstellt. Von Hasegawa Tohaku waren Werke im Chishaku-in restauriert worden und hatten die Diskussion um die Momoyama-Malerei neu in Gang gebracht.

Als "nach-Tisch" folgte die ständige Ausstellung, die wir in kleinen Gruppen oder auf eigene Faust besuchten. Vor allem die chinesische Malerei und Kalligraphie standen im Mittelpunkt, sowie natürlich auch die chinesische und nicht zu vergessen, auf den letzten Drücker, auch die japanische Skulptur.

 

Osaka - Nanban Bunkakan
(Suey-ling Tsai)

Eine kleine Gruppe von insgesamt 5 Leuten, darunter Herr Professor Ledderose, Frau Melanie Trede und drei Studenten, hat sich an diesem Nachmittag gebildet und das Museum für Nanban-Kunst besucht. Nach einem langen Weg kamen wir pünktlich an und wurden von dem Museumsleiter Kitamura Yoshirô und seiner Frau, herzlich willkommen geheißen. Herr und Frau Kitamura begleiteten uns durch das Museum und erläuterten uns dabei die Exponate überaus sorgfältig. Wir sahen u.a. Nanban-Stellschirme, christliche Ikonen, Exportlacke und liturgische Gegenstände. Schließlich holte Herr Kitamura einen Stellschirm extra aus dem Magazin. Es handelte sich um einen Druck einer geographisch-astronomischen Beschreibung, die der Jesuit Matteo Ricci (1552-1610) nach China gebracht hatte. Am späten Nachmittag, während wir uns noch immer begeistert diese schönen Dinge anschauten, brachten unsere gastfreundlichen Gastgeber leckere Sushi-Bentô zu Tisch. Nachdem wir uns nun auch körperlich gesättigt hatten, mußten wir zu unser aller Bedauern das nette Ehepaar und das Museum wieder verlassen. Anschließend erreichten wir in Geist, Seele und Körper bei der Sakeprobe in einer Kneipe in Osaka die höchste Zufriedenheit.

Kurama Spa - oder der lange Weg zum Onsen !
(Karin Reich)

Exkursionshalbzeit! Kyôto Gesshin-in - es ist zwar urig im Tempel, aber die Sehnsucht nach einem richtigen Ofuro ist groß. Aufgestachelt durch die schwärmerischen Reden einer Begleitperson entschloß sich eine kleine Gruppe zur Reise Richtung Kurama. Der Traum von heißen Quellen, baden unter freiem Himmel in lauschiger Natur zog sie magisch an.

Nach einem anstrengenden Tag in den Diensten der "Wissenschaft" begaben sich unsere Badewilligen denn zum entsprechenden Bahnhof, um in voller Vorfreude die Fahrt anzutreten. Aber - nach dem mutigen Lösen der Fahrkarte um ca. 19 Uhr, kamen den Reisenden doch gewisse Zweifel. Man fragte dann doch vorsichtshalber die Bahnbeamten, ob sie vielleicht die Öffnungszeiten des Onsen wüßten. Diese kleine Frage rief eine ungeahnte Geschäftigkeit der netten Herren in Uniform hervor. Einer rannte über den Bahnsteig, um ein Prospekt des Kurama Spa zu holen, ein zweiter telephonierte gar, um die Öffnungszeiten in Erfahrung zu bringen.

Überwältigt von so viel herzlicher Hilfsbereitschaft mußte sich unsere Gruppe dann doch von den Öffnungszeiten geschlagen geben: Nur bis 21 Uhr. - Der frustrierte Gesichtsausdruck der vier rührte die Bahnbeamten jedoch so sehr, daß sie das Fahrgeld zurückerstatteten. Soviel zum ersten Versuch, die Geheimnisse eines Onsen zu ergründen. Der Abend fand dann noch einen versöhnlichen kulinarischen Abschluß - Okonomiyaki zum Abwinken.

Am nächsten Tag, nach einem Vormittag im Kyoto Nationalmuseum und privaten Ausflügen zum Kiyomizudera und dem Ginkakuji, mit durchgetretenen Füßen und leicht angeschlagen, machte sich ein unermüdlicher Teil unserer Gruppe - zwei Negerlein waren übriggeblieben - erneut auf den Weg zur ersehnten heißen Quelle. Diesmal rechtzeitig und voll Erwartungen, was da so kommen möge, setzten die zwei sich in den Zug. Während der Fahrt wurde es draußen immer finsterer, und bald waren die Berge, in die man fuhr, nur noch zu erahnen.

In Kurama angekommen stellte sich nur noch die Frage: Wo ist es nun, das heiße Wasser? Das Dorf, ein paar Häuser rechts und links entlang einer Straße, war wie ausgestorben. Doch da! - eine Frau, nichts wie hin. Mit der Hilfe ihrer Auskunft erreichten die beiden dann das Onsengebäude.

Und nun - was tun? Zum Glück, die Erklärung der Eintrittspreise auf Englisch - aber dies war auch das erste und das letzte Mal, daß man dieser Sprache dort begegnete. Mit dem Ticket bewaffnet ging es also ins Gebäude. Die beiden Herren an der Handtuch und Yukata-Ausgabe waren unser erstes Beispiel unfreundlich genervter Einheimischer. Sie wollten und konnten mit dem ihnen dargebotenen Kauderwelsch-Japanisch wenig anfangen. Aber über so etwas sieht man hinweg, wenn man das warme Wasser schon erahnen kann.

Nun war für unsere Zwei beobachten angesagt: Wie verhält man sich nun im Onsen - was macht man wie? Nach kurzer Zeit stürzte man sich dann ins Vergnügen. Erst mal sauberschrubben, dann - eine Sauna, toll! Nichts wie rein. Wirklich - muß man dann ins Kaltwasserbecken gehen? - Brrr! Aber man will ja alles richtig machen. Das anschließende Eintauchen in den wohltemperierten Whirlpool war da ein ganz anderer Genuß. Anschließend lockte dann noch das Bad im Freien. Also erst mal umziehen. Man fällt schon auf, als Westler im Onsen, schon allein wegen der Körpergröße oder blonden Haaren. Obwohl eine Bemerkung einer älteren Dame wie ' eeeh, 2 mêteru gurai!' ["Häääh? ungefähr 2 Meter groß!"; d.Red.] die Atmosphäre doch sehr auflockert. Da hätte man doch gerne mehr Sprachkenntnisse gehabt.

Dann ging's auf einem kleinen Pfad durch den Wald zu den Außenbecken. Welch Atmosphäre! Ringsherum Berge und Wald - in der Dunkelheit nur schemenhaft zu erkennen, zwei Wasserbecken, die in der Kühle richtig dampften und die ganze Szenerie dadurch leicht neblig, unwirklich erscheinen ließen - auch das ist Japanexkursion! In dem heißen Wasser sitzend vergaßen unsere Beiden dann die Mühen des Tages und überlegten sich, wie man wohl die Universitätsverwaltung zum Einrichten eines Ofuro bringen könnte.

Zweiter Versuch erfolgreich beendet!

 
     
 

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Montag, 27. Oktober - Kyôto
(Sebastian Schmitt-Köppler)

Studium kunsthandwerklicher Techniken - Besuch von Künstlerstudios 3: Kirikane-Technik und Bildhauerei im Atelier von Eri Sayoko und Eri Kokei.
Sonderbesichtigung chinesischer und japanischer Malerei bei dem Kunsthändler Yanagi T. und Yanagi M.

Am 27. Oktober 1997 besichtigten wir das Atelier der Eheleute Eri. Die Tochter bat uns ins Haus hinein, wo wir von beiden in der Bildhauerwerkstatt begrüßt wurden. Die Gruppe teilte sich auf, der eine Teil bekam zuerst die Kirikane-Technik erläutert und später eine Unterrichtung über das Verfertigen von buddhistischen Skulpturen, der andere in umgekehrter Reihenfolge.

Frau Eri Sayoko, eine der wenigen Meister der Kirikane-Kunst, erläuterte uns zunächst die Technik anhand von Photographien und Stücken, die für ihre Herbstausstellung in Tokyo geplant war. Anschließend gingen wir hinauf in den 1.Stock, in welchem ihr Atelier untergebracht war. Alles erinnerte hier mehr an ein Dentistenlabor als an eine Werkstatt im herkömmlichen Sinn. Auf der einen Seite des Raumes saßen vier Mitarbeiter, darunter auch ihre Töchter, an der hell erleuchteten weißen Arbeitsfläche.

Zunächst werden die fein ausgewalzten und getriebenen Goldfolien - ein Gramm Gold ergibt etwa die Fläche einer Tatamimatte - von 10 auf 10 cm Grundfläche sechsfach übereinander geschichtet. Durch die feine Knitterung verzahnen sich die Folien zu einem Gefüge, das wesentlich mehr Elastizität aufweist als eine einfach nur sechs mal so dick belassene Goldfolie. Danach wird dieses Gefüge mit einem Bambusmesser in ca. 1 mm schmale Streifen geschnitten, die in ihrer Breite nicht sichtbar variieren dürfen. Diese werden mit einem in Lack getränkten Pinsel aus Rattenhaar aufgerollt und auf einem Gegenstand nach dem zuvor von der Meisterin entworfenen Muster durch Abrollung aufgebracht.

Hierbei handelt es sich traditionell vorwiegend um die mit dieser Zierde versehenen buddhistischen Holzplastiken und Malereien, aber auch polygonale Dosen, Wandschirme und moderne Plastiken nach eigenen Entwürfen werden mit Kirikane-Dekor versehen, um diese Kunst auch in profanen Bereichen des alltäglichen Lebens zu etablieren und damit breitere Absatzmöglichkeiten sowie ein Überleben dieser Kunstfertigkeiten zu garantieren.

Die Kunst selbst ist in Korea bereits für das 6. Jahrhundert belegt. Zum einen in einer sechseckigen dicken Fußstütze mit floralen Elementen aus einem Königsgrab und einer Lackkopfstütze aus dem Grab einer Königin, beides aus Paeckche. Weithin bekannt war diese Technik in Japan ab der Heian-Zeit und fand in buddhistischem Kontext Verwendung. Die Technik galt schon als verlorengegangen, da sie geheimgehalten und nicht öffentlich gelehrt worden ist. Als keine Aufträge mehr erteilt worden sind, starb auch diese Technik beinahe aus. Frau Eri Sayoko lernte beim letzten Meister alter Schule und konnte an diese lange Tradition wieder anknüpfen. Doch viele Fertigkeiten mußte sie durch Versuchsreihen erst wieder zu neuem Leben erwecken. Ihr Wissen und Erbe wird von bei ihr ausgebildeten Lehrlingen und Gesellen, vor allem durch ihre beiden Töchter weitergetragen.

Herr Eri Kokei hielt zunächst einen Vortrag über die Entwicklung der buddhistischen Skulptur an sich, die für ihre Darstellung verwendeten Materialien, und die sich durch die Jahrhunderte ändernde Technik der Herstellung. Dabei war besonders interessant, daß zu Beginn im Japan des 6./7. Jahrhunderts überwiegend vergoldete Bronze verwendet und nur in geringem Maße in Holz gefertigt wurde. Ideal war und ist es bis heute, seines guten Geruches wegen indisches Sandelholz zu verwenden. Einen ähnlich guten Geruch besitzt auch das Holz der japanischen Kiri, die bis hin zur Nara-Zeit verarbeitet worden ist. Stehen in der Nara-Periode noch Bronze, Trockenlack und Ton in der Gebräuchlichkeit der bearbeiteten Materialen vor dem Werkstoff Holz, wird nach der Heian-Zeit fast ausschließlich Holz verwendet. Darunter mehr und mehr Zedernholz, das Kiri verschwindet fast völlig. Das Einsetzen der Massenproduktion Mitte der Heian-Zeit lag vor allem an den zahlreichen Bestellungen der Adligen, die aus einem Glauben an das Ende der Welt (mappô) resultierten.

Bis zum Beginn der Heian-Zeit waren die Figuren aus einem Stück Holz gehauen. Doch Holz aus einem Stück reißt mit der Zeit, dies gestaltet sich besonders ungünstig bei einem Gegenstand der Verehrung. Daraufhin hat man bei stehenden Figuren den Rücken herausgenommen. Wobei darauf geachtet wurde, daß die verbleibende Schale möglichst dünn und vor allem gleichmäßig in ihrer Stärke ist. Eine gewisse Unregelmäßigkeit ließ sich jedoch nicht vermeiden. Die Figuren sprangen so nicht völlig, doch arbeitete das Holz immer noch.

Eine andere Methode teilte dann die Figur in zwei Hälften, wodurch eine größere Gleichmäßigkeit erzielt worden ist. Anschließend fügte man diese wieder zusammen. Sprünge zeigten sich nun nur noch auf der Innenseite der Skulptur. Dies war gewiß ein grausamer Akt, einen fast vollendeten Glaubensgegenstand in der Mitte zu zerteilen.

So wurden schließlich verschiedene Hölzer der gleichen Art getrennt bearbeitet und später zu einer Figur zusammengefügt. Zum Zusammenfügen wurde Lack verwendet, was dazu führte, daß alle Figuren an den Fugstellen schwarze Trennlinien aufwiesen. Heute wird eine Mischung aus Rohlack und Buchweizenmehl verwendet. Der aus China aufkommende Hobel erlaubte die Figur derart zu glätten, daß man die Klebstellen nicht mehr sah. Die Glättung verfeinerte auch den Ausdruck der Figur. Diese Technik hat zudem den Vorteil, daß gleichzeitig mehrere an einer Figur arbeiten können. Große Figuren können durch Ansetzen von Holz aus kleineren Stämmen geschaffen werden, als dies im Blockverfahren möglich wäre.

Ab dem 12. Jahrhundert werden Augen aus Kristall in die Figuren eingesetzt, auf deren Innenseite Farbe aufgetragen wird. Damit die Augen nicht herausfallen, wird ein Stück Baumwolle, in früheren Zeiten Papier, und ein Stück Holz von Bambusnägeln gehalten, diesen entgegengesetzt. Die Watte macht dabei den weißen Teil des Auges aus.

Schließlich zerlegte Herr Eri eine seiner Figuren in ihre Teile, und nachdem wir noch ein wenig die Modellentwürfe betrachtet, seinen Gesellen bei der Arbeit zugesehen und die fertigen Stücke, viele vergoldet und in Kirikane-Technik verziert, bewundert hatten, wurde Matcha-Tee in schönen Keramiken gereicht und dabei angeregt über die ausgestellten Figuren debattiert.

Gegen 12:00 Uhr brachen wir von dort auf, begaben uns zum Mittagstisch gemeinsam in ein kleines japanisches Restaurant und weiter zu den Galerien der Familie Yanagi. Bekam ein Teil der Gruppe in der einen Galerie von Herrn Yanagi Takashi mehr chinesische Kunst zu sehen, lag der Schwerpunkt der anderen Gruppe auf japanischen Wandschirmen; darunter dekorative Blumenstücke der Rinpa-Schule, etwa von Sôtatsu, oder ein Werk von Ôkyo, der im 18. Jahrhundert in Kyoto gewirkt hatte. Daneben ein auf Wandschirme montiertes Album des Genji Monogatari und aus der Meiji-Zeit Malereien von Kawanabe Kyôsai und Shibata Zeshin. Anschließend gingen beide Gruppen Essen; auf dem Heimweg zurück zum Gesshin'in wurden zur Erinnerung noch jede Menge Purikuras geschossen.

 
     
 

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Dienstag, 28. Oktober - Kyoto
(Petra Rösch)

Vormittags bei Usami Shokakudo

Besuch bei einer der renommiertesten Restaurierungswerkstätten Japans. Derzeitiger Chef ist Usami Naohachi (in der achten Generation). Das traditionsreiche Unternehmen wurde bereits Ende des 18. Jh. gegründet. Der kostspieligen Restaurierung werden vor allem Werke aus den japanischen und ausländischen Museen unterzogen, aber auch Privatsammler lassen vereinzelt bei Usami arbeiten.

Anhand einiger Werke in Arbeit wurden uns die einzelnen Schritte des Restaurierungsprozesses und die Unterschiede in der Behandlung verschiedener Materialien erklärt.

Auch die Einstellung zur Restaurierung von Werken hat sich im Laufe der Zeit geändert. Seit den fünfziger Jahren ist man dazu übergegangen, Fehl- und Schadstellen an einem Objekt nicht mehr zu kaschieren, sondern nur noch zu reparieren und als "neue" bzw "ergänzte" Stellen deutlich sichtbar zu lassen. Neben den zeitraubenden Arbeiten der Papierentfernung vom Rücken zum Beispiel einer Hängerolle wurde uns auch die Herstellungsweise der verschiedensten Klebemittel erklärt, meist aus natürlichen Rohstoffen wie Weizenstärke oder auch Tierhaut, welche dann für ca. zehn Jahre in Tontöpfen "reifen" müssen. Neben Malereien auf Seide und Papier werden auch Textilien restauriert.

Nachmittags: Sonderbesichtigung im Kyoto Nationalmuseum
mit Prof. Ledderose und den Kuratoren Izumi und Nishigami.

- Taima-Mandala: Mitte bis Ende Kamakura-Zeit.
- Amida-Raigo: Stellschirm mit dem Buddha und seinen beiden Begleitern Kannon und Seishi in halbfigürlicher Darstellung. Eine Besonderheit stellten die echten Fäden in den Händen Buddhas dar, deren lose Enden dem Sterbenden in die Hände gegeben werden. Gemäß des Glaubens kann der Buddha damit den Sterbenden in sein Paradies ziehen.
- Jigoku gokuraku zu byôbu: Stellschirm mit Paradies- und Höllendarstellung: Zeigte einen Palast auf einer Insel, welche durch das Meer von der Menschenwelt getrennt ist. Rechts unten Szenen aus der Welt der Menschen: sterbender Mönch, der von Amida abgeholt wird, als Negativbeispiel Darstellung von solchen, die in der Hölle zu schmoren haben. Detaillierte Darstellung der Meeresbewohner. Wie kommt man da bloß rüber?
- zwei Hängerollen von Li Tang: Wanderer im Schnee und Gelehrter, den Wasserfall betrachtend, Higashiyama Slg, Sammlersiegel der Ashikaga-Zeit.
Prof. Shimada entdeckte die versteckte Signatur des Künstlers. Die beiden Hängerollen wurden früher als typische Eineck-Kompositionen verstanden, inzwischen aber werden die beiden Stücke als eine Komposition gesehen, mit einem typischen nord-song-zeitlichen Monumentalberg in der Mitte. Dazwischen könnte eine Guanyin gehangen haben.
Hier kommt die Vorstellung von Nord-Song-Malerei in Japan her.
In beiden Bildern leichtes weiß, beim Schnee auf Bambus und Zweigen, sowie weiße Moospunkte. Weiterhin ungewöhnlich für die spätere Literatenmalerei ist der Goldauftrag bei dem einen Bild.
Die Datierung ist nicht klar. Suzuki Kei datiert sie nach Ma Yuan, Toda vor. Bei der einen Hängerolle wurde ein Stück vom Beginn der Rolle ans Ende gesetzt. Zieht man diese nachträgliche Veränderung mit in Betracht, so würde die Komposition der beiden Rollen noch besser passen.
- Muqi: Acht Ansichten von Xiao und Xiang, vgl. mit denen des Tokugawa Museums: Yu Jian: Yuanpu guifantu, 13. Jh.
Muqi´s Werk ist seltsamerweise nur in Japan bekannt, die chinesischen Malereigeschichten kennen ihn nicht.
Das Sammlersiegel der Ashikaga in der linken unteren Ecke ist möglicherweise ein Hinweis darauf, daß die Szenen bereits zerteilt waren, als sie in die Sammlung gelangten. Man vermutet aufgrund des Formates ursprünglich eine Querrolle.
Weitere Szenen sind im Idemitsu und im Nezu-Museum.
- Tosa Mitsuo: zwei Bände eines Albums des Genji Monogatari. Tosa-Schule, 17. Jh
- Wang Jian?
- Wang Hui: Kopie nach Zhao Danian.
- Wang Yuanqi: vier Bilder im Stil von vier verschiedenen Meistern: 1. Juran, 2. Ni Zan, 3. Wang Meng, 4. Eigener Stil in der Nachfolge Dong Qichangs
- Landschaft von Yun Shouping, Querrolle: Zarte und detailreiche Darstellung einer Flußlandschaft mit sich im Hintergrund erhebenden Bergen. Dem Literaten wohl zu weich.

 
     
 

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Dienstag, 28. Oktober - Shigaraki
(Karin Reich)

Auf dem Weg von Kyôto nach Nara - ein Tag in Tanukitown!

Unser Übergangstag von Kyôto nach Nara verschlug die Hälfte der Exkursionsteilnehmer in ländliche Gefilde - nämlich nach Shigaraki. In ganz Japan und wohl auch sonst noch in der Welt berühmt für seine Keramik. Charakteristisch für diese ist die Glasur durch Ascheanflug beim Brennen. Detailliertere Kenntnisse des Autors zur Technik der Herstellung, Brennart, Material etc., erwarte man hier besser nicht, es sei hiermit auf einschlägige Literatur verwiesen.

Die Reise ins Keramikland - gleichzeitig Heimat der landesweiten Tanuki (Dachs) - Herstellung - begann schon recht abenteuerlich. Das große Gepäck war schon voraus nach Nara geschickt worden, das Handgepäck mußte aber selbst transportiert werden. Solange man noch mit dem Zug fahren konnte, machte dies alles keine Probleme. Aber dann: Endstation! Weiter mit der Taxe. Das folgende erinnerte an die Versuche fürs Guinness Buch der Rekorde - wie bekomme ich möglichst viele Menschen in ein Taxi? Aber wir schafften auch das! 10 Menschlein samt Fahrer in zwei Taxen. Es gab nur ein Problem. Was macht man in diesem Fall mit einem gut über zwei Meter langen Kyûdô-Bogen? Ins Auto paßt er nicht, Dachgepäckträger gibt es nicht und zerlegen läßt sich so ein Bogen [- zumindest reversibel - ; Anm. d. Red.] auch nicht. (Liegenlassen: Der Setzer!!! [Lyncht den Setzer!!!!: Der Bogen-Eigner]) Ende vom Lied - bei heruntergekurbelten Fenstern auf einer Seite versuchten der Bogenbesitzer, Herr O. aus K. (wer sonst. Der Setzer!!!) und unsere freundliche Reisebegleiterin Frau T. aus H., den Bogen während der Fahrt außen festzuhalten. Dies gelang ihnen dann mittels der Benutzung des Sicherheitsgurtes als Haltehilfe.

Reichlich durchgefroren erreichte dann diese Crew das Haus des ersten Keramikkünstlers - Ueda Naokata. Der ältere Herr ist so etwas wie eine Berühmtheit in Shigaraki, er ist wie sein Vater zum lebenden Kulturgut der Provinz ernannt worden. Er bat uns alle in seine gute Stube, die leider extrem kalt war, offerierte uns Tee und hielt einen etwa einstündigen Vortrag über sich und seine Arbeit. Jeder bekam dann noch eine Postkarte mit einer seiner Keramiken geschenkt - und das wars. Oder jedenfalls fast. Wir konnten noch etwa zehn Minuten, allerdings erst auf Nachfragen, die im Zimmer verteilten Früchte seiner Arbeit bewundern. Es muß einem ja der Neid lassen, aber können tut der Mann was! Und nicht jeder läßt sich gerne in seinem Haus von einer Gruppe Studenten mit Kyûdô-Bogen überfallen.

Um sich aufzuwärmen begab sich die Meute dann in ein Restaurant und gab sich dem Essen hin. Anschließend, da noch genügend Zeit bis zum nächsten Termin blieb, machte man sich auf den Weg zum kleinen Keramikmuseum des Ortes. Allerdings nicht ohne zuvor noch eine Ansammlung von "tanukis" zu bewundern und zu photographieren [Tanukifiguren werden vor Geschäften aufgestellt und sollen Kunden anziehen; d.Red.]. Das kleine Museum war geschlossen, doch die freundliche Dame an der Rezeption ließ uns trotzdem hinein. Die zwei Austellungsräume boten einen Überblick über die verschiedenen Keramiken, die im Laufe der Zeit in Shigaraki gefertigt worden waren.

Um drei dann hieß es auf zu Kanzaki Shihô, einer eher schillernden Figur im Keramikgeschäft. Jurastudium, Töpfer, vom Vater verstoßen, buddhistischer Priester, einer der angesehensten Künstler von Shigaraki - die Liste seiner Lebensstationen ist äußerst abwechslungsreich und lang. Er und seine freundliche Frau kümmerten sich ganz besonders aufmerksam um uns. Es wurde extra eingeheizt, es gab Tee und (schweizer!; Anm. d. Red.; auch japanische!, Anm. d. anderen Red.) Süßigkeiten und wir hatten ausreichend Gelegenheit, alle möglichen Fragen zu stellen. Besonders schöne Stücke seiner Keramiken wanderten durch unsere Hände - so manche chawan hätte man wohl am liebsten mitgenommen. Auch die Besichtigung von Shihôs Atelier war aufschlußreich. Dort erklärte er uns auch seine Auffassung vom Tee- Weg und dessen praktische Umsetzung in eine herzliche Gastfreundschaft. Irgendwie bekam der Nachmittag dadurch etwas Philosophisches.

Bevor wir dann noch zum opulenten Sushi-Schmaus eingeladen wurden, durften wir noch den direkt neben dem Haus errichteten Brennofen untersuchen. Es hat schon etwas Abenteuerliches, im Dunkeln mit Taschenlampenbeleuchtung die Geheimnisse eines solchen Ofens zu entschlüsseln. Shihô hat in den USA einen ebensolchen gebaut. Vollgefuttert mit Sushi wurden wir dann von unseren Gastgebern noch zur Bushaltestelle gefahren, nach heftigem sich-verabschieden und Winken fielen wir im Bus dann endlich in eine Art Abschlaffnarkose. Welch Tag!

 
     
 

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Mittwoch, 29. Oktober - Nara
(Petra Rösch)

Vormittags im Shôsô-in, Besichtigung der jährlich einmal stattfindenden Sonderausstellung im Nara Nationalmuseum.

Nachdem man sich den Weg an hartnäckigen Obaasans vorbeigekämpft hatte, notfalls mit Gewaltanwendung, konnte man trotz entrüsteter Knüffe in den Rücken mit der nötigen Hartnäckigkeit einige Zeit vor den Kostbarkeiten verweilen. Zum Beispiel

- vor einem Spiegel der Nara-Zeit, welcher in der Meiji-Zeit restauriert worden war und mit Bernstein und Türkiseinlagen verziert war. Leider brachte die mehrmalige Betrachtung die Tatsache immer deutlicher zum Vorschein, daß er erheblich restauriert worden war, nicht unbedingt nach den strengen Maßstäben des Hauses Usami...
- vor einem Spieltisch und einer dazugehörigen Box mit Intarsien und einer eingelegten, mehrfarbigen Schnur.
- vor diversen Sutren, zum Beispiel eines für die Kaiserin Fujiwara 755 gestiftet, aber auch einigen Beschwerdebriefen, datiert 745, welche die noch ausstehenden Gehälter der Klosterinsassen anmahnten.
- Kiste mit einer der frühesten Landschaftsdarstellungen, welche mit Lack aufgemalt wurde.
- bei den Textilien waren die außergewöhnlichsten Stücke drei Banner mit Batikdarstellungen eines Adlers, eines Hirsches und eines Baumes, begleitet von kleineren Jagdszenen.

Nachmittags zum Yakushiji, wo wir uns unendlich lang mit der Architektur der Pagoden auseinandersetzten. Die östliche der beiden Pagoden ist als einziges Bauwerk von dem Anfang des 8. Jh. begonnenen Tempel des Yakushi übrig. Markenzeichen dieser Pagode und ihrer neueren Zwillingsschwester sind die drei Stockwerke mit ihren Zwischendächern, sodaß der Eindruck einer fünfstöckigen Pagode entsteht. Die Frage, warum man zu dieser Lösung griff und nicht eine tatsächlich fünfstöckige Pagode erbaute, könnte nur mit einer Untersuchung zeitgenössischer Quellen im Hinblick auf gesetzliche Bauvorschriften o.ä. gelöst werden und ist bis dato noch ein Desiderat der Forschung.

Nachdem für die Skulpturbegeisterten zu lange über Architektur- und Konsoldetails, nebst deren Köpfen diskutiert worden war, schritt man endlich in die butsuden zu der legendären Yakushi-Trias. Die Entstehungszeit des Yakushi mit seinen beiden Begleitern Nikkô und Gakkô aus Bronze ist umstritten und könnte entweder auf die Zeit vor der Verlegung des Tempels aus Asuka nach Nara oder danach datieren. Auch Stilbetrachtungen konnten bis jetzt diese Frage nicht eindeutig klären. Leider blieb weder für die phantastische Shô-Kannon, noch für das Gemälde der Kichijôten genügend Zeit. Es dürfte klar sein, was die nächste Privatexkursion unbedingt ansteuern muß!

Also auf zum Tôshôdaiji!

Gewicht der Besichtigung lag hier auf den Skulpturen. Da wir uns nicht auf heian-zeitliche Skulptur spezialisiert hatten und das Tageslicht zur Neige ging, konnten wir uns bei der Fülle des gebotenen Materials nur auf eine kurze Materialbestimmung und einige snapshots beschränken.

Zu klären ist vor allem bei den angeblich ungefaßt gewesenen spät heian-zeitlichen Skulpturen, ob sie nicht doch ursprünglich mit einer Lack- bzw Farbschicht überzogen waren.

Die Frage stellte sich auch, ob die drei Figuren in der Haupthalle die originale Aufstellung zeigen oder nicht?

Einiges spricht dagegen, neben der Ikonographie, die unterschiedliche Datierung der Skulpturen und ihr Material. Yakushi-Buddha (n.800) und die Tausendarmige Kannon (780er) gehören zu den frühesten Holzkern-Trockenlack-Figuren (mokushin-kanshitsu). Der sitzende Vairocana (frühe 760er) wurde in hohler Trockenlacktechnik (dakkanshitsu) gearbeitet, welches besonders während der Tenpyô-Zeit verwendet wurde.

Weiterhin war unklar, wie wohl die Falten der Gewänder bei den Holzfiguren ausgeführt wurden. Wahrscheinlich wurden die feineren Details auf die Holzfiguren aufmodelliert und überlackiert.

Ikonographisch ist die beamtenartig-offizielle Darstellung von Indra und Brahma aufgefallen, die in China, soweit mir bekannt, stets als fremde Gottheiten, z.T. mehrköpfig etc. dargestellt werden, vgl. Yungang. Auf welches Beispiel diese "Einkleidung" zurückgeht, ist nicht klar.

Obwohl bereits die Dämmerung hereinbrach, ließen wir es uns nicht nehmen, ein nahegelegenes Schlüssellochgrab (kofun) vom anderen Ufer aus zu bestaunen. Was sich wohl in seinen Tiefen verbergen mag? Erschöpft, aber glücklich fuhren wir einem heißen Bad entgegen...

Abspann...

 
     
 

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Donnerstag, 30. Oktober - Nara
(Uta Lauer)

Ort: Yamato Bunkakan, Nara
Thema: Sonderausstellung "Spuren von 1000 Jahren Ostasiatischer Kunst" und Sonderbesichtigung von Meisterwerken des Yamato Bunkakan

Die umfassende Ausstellung mit Leihgaben aus dem Städtischen Museum von Fukuoka zeigte repräsentative Stücke der verschiedensten Gattungen. Für viele von uns ein deja vu mit Kunstwerken, die uns wohl aus Seminaren vertraut waren, welche wir aber noch nie die Gelegenheit gehabt hatten, in natura zu sehen. So bildeten sich je nach Interessenlage und Studienschwerpunkt Gruppen, die sich in Fachdiskussionen vor den Objekten ihrer Wahl sammelten.

Zum Mittagessen luden uns unsere Gastgeber in ein auf dem Gelände befindliches Gebäude aus der Meiji-Zeit ein und boten uns Tee und Obst an.

Dann begann der Hauptteil, die Besichtigung der von uns bestellten Meisterwerke aus dem Besitz des Yamato Bunkakan. Die Kollegen bewiesen außerordentliches Entgegenkommen, indem sie uns alle Wünsche erfüllten. In Anbetracht der großen Zahl haben wir uns in zwei Gruppen geteilt, die umschichtig chinesische und japanische Stücke studierten. Es wurde uns erlaubt, alles nach gusto für die Diathek unseres Instituts zu photographieren, eine enorme Bereicherung wenn man bedenkt, daß wir gemeinhin nur mit Repros aus Büchern unterschiedlichster Qualität arbeiten müssen. Jede/r von uns hatte sich auf einige der gezeigten Stücke vorbereitet, Vergleichsmaterial mitgebracht und den historischen Zusammenhang recherchiert. Drei Stücke möchte ich besonders hervorheben, deren Anschauung uns mehr gelehrt hat, als dies Abbildungen in Büchern je vermögen.

Zunächst war da ein Hon'ami Kôetsu zugeschriebenes Flötenetui mit Hirschdekor, goldlackiert in makie, Blei und Perlmutt, ein "Wichtiges Kulturgut". Bei dreidimensionalen Werken ist es immer wichtig, sie von allen Seiten betrachten zu können, sie in die Hand nehmen zu können, ihr Gewicht, die Beschaffenheit der Oberfläche ermitteln zu können. Neben technischen, die Herstellung betreffenden Aspekten haben wir uns vor allem für die praktische Verwendung dieses Flötenetuis interessiert. Gab es einmal einen Deckel dazu oder wie sonst wurde sichergestellt, daß die Flöte nicht herausfiel? Wozu diente die kleine Öse an der Seite? Wurde es am Gürtel getragen? Wie ist die Innenseite des Etuis beschaffen? Ist gewährleistet, daß das Instrument darin keinen Schaden nimmt?

Des Weiteren haben wir uns eingehend mit einer Hängerolle von Zhao Lingran, "Herbstliche Uferböschung", ebenfalls ein "Wichtiges Kulturgut", beschäftigt. Da das Bild weder signiert noch datiert ist, fragten wir uns natürlich, worauf die so sicher scheinende Zuschreibung beruht. Der Kasten und die darin befindlichen Notizen vorheriger Besitzer bargen die Antwort, die in allen Publikationen über dieses Bild fehlt. Das Bild befand sich jahrhundertelang im Besitz einer angesehenen Daimyô-Familie, deren Kennerschaft in diesen Dingen nur wenig Zweifel zuläßt. Einer dieser Daimyôs berichtete in seinen Aufzeichnungen, die sich in dem Kasten befanden, das Bild sei schon seit Generationen in Familienbesitz und sein Großvater, ebenfalls ein bekannter Kunstsammler, habe ihm die Herkunft dieses Stückes anvertraut.

Das letzte Bild, das ich hier erwähnen möchte, ist ein Hängerollenpaar von Li Di, "Im Schnee heimkehrender Hirte", ein "Nationalschatz". Details kann man in Abbildungen wegen der über Jahrhunderte gedunkelten Seide nicht erkennen. Hier war es uns nun zum ersten Mal möglich, die versteckte Signatur zu sehen und einen stilistischen Vergleich zwischen den beiden Bildern zu machen. Wir kamen nach eingehender Diskussion, in Übereinstimmung mit den Autoren, die darüber geschrieben haben, zu dem nun auf eigener Anschauung, untermauert mit Argumenten beruhenden Schluß, nämlich daß das Bild mit dem einen Fasan tragenden Hirten ein Original von der Hand Li Dis ist und das andere Bild mit einem einen Hasen tragenden Hirten wohl von einem guten Kopisten in der Manier von Li Di stammt.

 
     
 

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Freitag, 31. Oktober - Nara
(Joachim Osse)

0:00 Das Geburtstagsständchen für Uta
hab’ ich natürlich verschlafen - sorry!

7:30 Frühstück: Miso-Nori-Reis-plusX
Schon wieder so spät frühstücken! - Aber dafür bereitete mir das obligatorische japanische Standard-Frühstück längst keine nur zäh zu überwindenden Verdauungshürden mehr. Ich hatte mich - mehr oder weniger - an die Klebkraft japanischer Reisstärke gewöhnt. Der Abmarsch würde also in der ihm zu eigen gewordenen eingespielten Pünktlichkeit erfolgen können.

8:30 Exodus: In den gelobten Osten Naras
Der erforderliche Fußmarsch im Geleit der noch jungen Sonne und liebgewonnener Gleichgesinnter hatte für mich etwas übergebührlich Inständiges; eine Art Endzeit-Bewußtsein dieser Reise sensibilisierte wohl die Aufmerksamkeit. Freilaufendes Rotwild verhieß die Nähe geheiligter Bezirke. (Pfeil und Bogen hatte ich dann doch zu Hause gelassen, nachdem man mich über jene vierbeinigen Boten der Götter hatte aufklären können.)

8:50 Kôfukuji, 1. Teil: Betrachtungen zu Anlage und Architektur des Tempels
Eher eine Stippvisite auf dem Weg zum Tôdaiji: Imposant, die fünfstöckige Pagode (50 m) aus der Muromachi-Zeit. Zunächst irritierend, die rotgrüne Fassadengliederung der sieben Joch breiten, edo-zeitlichen Haupthalle. Gemächlich, die Anstalten des Rehfutterverkäufers, seinen mobilen Stand auf die Schulklassen- und Touristenströme des Tages vorzubereiten. Weiter gings, zum Tôdaiji. Doch halt! Das isses! - ein Reh. Kein echtes, aufdringlich-gefräßiges, sondern eins aus Stoff. Als Geschenk für mein kleines Töchterchen. So was hab’ ich gesucht: klein, leicht, sinnträchtig und mit einem echten Bezug zu meiner Reise und dieser anderen Kultur. Etwas typisch Japanisches. Und wie süß es guckt! - Kein Wunder, wie mich nach erfolgtem Panikkauf (unsere Gruppe war mir schon außer Sichtweite geraten) das Produktschildchen am Filzbein des Bambis aufklärte: "Designed by Walt Disney; made in Taiwan". Eben: typisch japanisch!

9:30 Tôdaiji, Nandaimon: Die kritische Dimensionierung des Tores im daibutsu-Stil
Groß, wirklich groß! 19 m steigen die 18 Pfeiler auf, fast bis unters Dach, immer wieder durchbohrt von immer länger werdenden Arm- und Querhölzern. Von Kragarmen aus der Wandebene herausgetragene Querbalken erstrecken sich optisch über die ganze Breite des Tores. Zuletzt schien es mir tendenziell bloß noch groß. Die Proportionen dieses 1199er Baus mögen den ehemaligen Geist des imperialen Sendungsbewußtseins Kaiser Shômus fortgeführt haben. Ökonomisch, statisch wie auch ästhetisch aber erscheint verständlich, weshalb dieses Beispiel für die Tradition unfruchtbar geblieben ist. Auch ein Reh untergrub die Idylle seines Erscheinungsbildes durch die Aufdringlichkeit, mit schnuppernder Nase den "objektiven" Inhalt einer zu unseren Füßen abgestellten Fototasche zu durchforsten. Hatte Matthias etwa wieder Kitkat-Riegel vor uns versteckt? Zwei blau uniformierte Schulknaben, die in ihrem jugendlich unbedarften Übermut den Fehler begingen, Rehfutter in Umlauf zu bringen, retteten die Situation vor weiteren Enthüllungen.

10:00 Tôdaiji, Daibutsuden: Die eigene Winzigkeit angesichts des bronzenen Großen Buddha auf dem Lotus-Kosmos im größten Holzbauwerk der Welt
Der schwarz-gold gewandete Abt Hashimoto führte uns zum Sanktuarium der kolossalen Haupthalle und hinauf zum Lotus-Sockel zur Besichtigung des bronzenen Buddha Vairocana, der als zentrale Figur der kosmologischen Ikonographie der Kegon-Lehre von dort aus predigend das Universum mit seinem Licht erfüllt. (Daß er aus dem 8.Jh. lediglich noch seinen Bauch hat herüberretten können, ist, vor allem semantisch, eher unbedeutend.) Dabei waren es weniger die 18 Meter des Bronzebuddha, die die Dimensionen des eigenen Seins relativierten, als die Einbettung unser und unserer Welt in ein Meer von weiteren Welten in Raum, Zeit oder abseits davon, Welten, wie sie exemplarisch in die Blütenblätter des Lotus-Sockels eingraviert waren. Unsere Welt selbst sei ihrerseits eine kleine Lotusblüte, als Ausdruck der ursprünglichen Reinheit. Jedoch seien es die unangemessenen, allzu "irdischen" Wünsche der Menschen, die die Sphären des Himmels bewölken und die Erde verschatten würden.

Derart in der eigenen Größe zurechtgestutzt, gab es für die Mutigen und Ermutigten unter uns kaum Probleme, durch das schmale Loch im Fuß eines der großen Pfeiler der Haupthalle zu kriechen, womit einem die Erfüllung eines dabei verinnigten Wunsches verheißen war. Weiß der Himmel, was sich da der eine oder die andere wieder gewünscht hat. Jedenfalls war, als wir aus der Halle hinaustraten, das Firmament wolkenverhangen. Kühler Wind und Regen setzten ein, was dazu verleitete, uns vorzeitig in die Mittagspause zu entlassen.

12:00 Mittagessen: Bescheidenheit statt Rehbraten
In einem nahegelegenen kleinen Restaurant zeugte meine Nudelsuppe von der im Tôdaiji hinzugewonnenen Bescheidenheit. Nicht wesentlich schlechter und gewiß eine ernährungsphysiologische Bereicherung waren die dezent würzigen, dünn ausgebackenen Oblaten, die ich später kosten konnte. Bloß ein Reh, Auge in Auge, schaute dabei etwas futterneidisch - zurecht, hätten diese Oblaten doch eigentlich in seinem Magen enden sollen.

13:00 Tôdaiji, Hokkedô: Buddhistisches Figuren-Pantheon in der Halle des 3. Monats
Wieder fröstelnd drängten wir uns in die alte Bildnishalle zu den 16 Figuren, fast umfassend "staatsgeschätzte" Zeugen des 8. Jahrhunderts. Leider nur drangen die Strahlen aus dem Nimbus der zentralen Fukûkensaku-Kannon nicht zu unseren entblößten Füßen hindurch, obwohl jener Bodhisattva doch dafür gerühmt wird, keine Mühen und Entfernungen zu scheuen, die Leidenden zu erlösen. Meine Füße jedenfalls blieben kalt. Es schien aber auch reichlicher mit Standhaftigkeit Gesegnete unter uns zu geben.

Der anschließende Marsch zum Kasuga-Taisha-Schrein war für (fast) alle Füße wieder machbar - ein Pilgerpfad des Kapitalismus zudem, gesäumt von Souvenirläden in endloser Iteration, Perlen einer Gebetskette gleich, die der Gläubige (Tourist) "abzuklappern" geheißen ist. Und stark war unser Glaube!

14:30 Kasuga Taisha: Wenn man nichts sehen kann, befragt man halt das Orakel
Die Fujiwaras wollten wohl lieber unter sich bleiben; von der stilbildenden Kasuga-zukuri Schreinarchitektur bekamen wir nichts zu sehen. Daher sollte das Omikuji-Schicksal zu unserem weiteren Werdegang, zu Gedeih oder Verderb also, befragt werden. Uta, unserem Glücks- und Geburtstagskind, war ein sonniges Los beschieden. Andere prominente Führungskräfte hingegen wünschten eiligst, ihr Dokument unguter Verheißungen gleich wieder an den berühmten Nagel zu hängen, i.e. das Schicksalszettelchen an den Ast eines duldsamen Baumes loszuwerden. Arithmetisch jedoch lag unsere Gruppe letztlich im Bereich einer gemittelmäßigt rosafarbenen Zukunft, was es unserem Engagement erlaubte, die architektonischen Studien an einem benachbarten Schrein fortzuführen.

14:55 Kasuga Wakamiya-Schrein: Ob was drin ist? - Hinterfragung der architektonischen Erscheinung
Mit einer gewissen Körpergröße und Fernsicht-Gerätschaft ließ sich der architektonischen Hülle dieses 1135 gegründeten Sproß’ des Taisha-Schrein-Heiligtums hier nun einigermaßen erhellend auf die Pelle rücken. Was blieb, war die Frage, was denn nun "wirklich" darin sei. - Vielleicht Nichts!? Wahrscheinlich aber eher weniger.

15:45 Kôfukuji, 2. Teil: Die geballten Artefakte des Kokuhôkan - ein Augenschmaus an Staatsschätzen
Zurück im Kôfukuji, krönten wir das offizielle Tagesprogramm mit dem Besuch der dortigen Ausstellungshalle, einer regelrechten Schatzkammer für die zahlreichen u.a. nara-zeitlichen Staatsschätze, darunter z. B. der Bronzekopf einer übergroßen Yakushi-Statue oder jener drollig untersetzte, Laternenträger-Dämon Ryûtôki (Kamakura-Zeit), der mit schmollender Lippe und aufwärts verdrehten Augen, in innerem Groll und einer selbstmitleidig-resignativen "immer auf die Kleinen"-Gebärde die ihm auf den Kopf gelastete Laterne mit zum Schweigen verdammtem Protest zu quittieren scheint. Darunter auch ein ebenso kamakura-zeitlicher Kongô-Rikishi-Torwächter, dem wahrscheinlich vor lauter muskelstrotzender Anspannung bei seinem furchtgebietenden Posing die blütengleichen Brustwarzen abgeplatzt sind. Und nicht zuletzt der dreiköpfige wie sechsarmige Ashura in nara-zeitlicher Trockenlacktechnik, einem der Acht Hüter des Buddhismus (hachibushû).

Wer hätte zu hoffen gewagt, daß dieser Augenschmaus noch am selben Abend durch einen - auch noch kostengünstigen - Gaumen- und Ohrenschmaus veredelt werden würde? Wir alle natürlich. Denn um sieben Uhr ging’s ab zum versprochenen gemeinschaftlichen Abendessen.

19:30 Abendessen im "Ten-Made-Agare": Uta und Beethoven und ihre Bedeutung für die deutsch-japanischen Beziehungen - "Freude schöner Götterfunken"
In japanisch demütiger Haltung - zunächst kniend, später auch schlagseitig gebeugt oder gar liegend - ließen wir uns den an Sehenswürdigkeiten reichen Tag, die Reise, "exotische" Happen und Drinks durch den Kopf gehen und feierten im himmelnahen oberen Stock Utas Geburtstag. Dieser Anlaß und die zunehmende Heiterkeit konnten auch einer benachbarten japanischen "Feierabend"-Gesellschaft irgendwann nicht mehr unbemerkt bleiben, was spontan und offenherzig durch erste verbale Kontakte und Zuprosten bekundet wurde, sich dann mit einem mehr oder weniger freiwilligen Personalaustausch steigerte und schließlich in klassischen Brüderschaftsgesängen und zusammen-gerotteten Gruppenfotos kulminierte. Nur schade, vielleicht auch ein wenig beschämend, daß wir, ob unserer eurozentrierten Kulturerziehung, der Huldigung durch den japanischen Chor "Furai-de-sho-na-ge-ta-fun-ken" kaum Adäquates entgegenzubringen hatten [Aber wir haben doch zwei Kanons gesungen!!, eine der japanischen Gruppe hatte nämlich auch Geburtstag...; Anm. d. anderen Red.]. Doch auch das konnte der Leichtigkeit des Bandes die sanften Flügel nicht stutzen.

Wieder zu Hause, fand man Ruhe und Einkehr (die einen ersteres, die anderen eher letzteres) in Daisenseis Grashütten-Klause.

??:?? Tagesausklang in Besinnung:
Mit "Fahrenheit" das Herz befreit; mit Umeshu die Augen zu.
- ohne Kommentar - . . ., aber mit einem lieben Dank: Es war schön mit Euch in Japan!

 
     
 

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Samstag, 1. November - Nara
(Nicole Tsuda)

8.15 Uhr Aufbruch zur U-Bahnstation und Fahrt zum Hôryûji-Tempel in Nara

9.30 Uhr Beginn der Besichtigung des Hôryûji, Gruppenfoto vor dem ersten Tempeltor.

Petra Rösch führt die Gruppe durch den Tempel und gibt geschichtliche Informationen und Erklärungen zu den einzelnen Gebäuden.

Der Tempelbau begann 587 unter Kaiser Yômei, 607 wurde er unter Kaiserin Suiko und Prinz Shôtoku vollendet. Bei einem Brand 670 wurden alle Gebäude des Tempels zerstört. Unter Kaiser Tenmu (673-686) stellte man die Goldene Halle (kondô) der heutigen Anlage fertig, in den darauffolgenden Jahren die Pagode. Beide Gebäude sind die heute ältesten erhaltenen Holzbauten in Ostasien.

Beim Grundrißdes Hôryûji ist bemerkenswert, daß Pagode und Goldene Halle in einer horizontalen Achse nebeneinander stehen, und nicht auf einer vertikalen Achse die Pagode vor der Goldenen Halle. Diese Anordnung wird als ein Zeichen für die Abwertung der Pagode bzw. als eine Aufwertung der Goldenen Halle interpretiert.

Das Chûmon-Tor aus der Muromachi-Zeit weist zwei ungewöhnliche Merkmale auf: Auf der Mittelachse des Gebäudes steht ein Pfeiler und kein Joch. Die kaerumata (Froschbeine) zwischen den Wandstützen sind umgekehrt angeordnet.

Die Skulpturen in der Pagode sind aus der Asuka und frühen Nara-Zeit. Leider sind sie teilweise schwer zu erkennen, da kaum Licht vorhanden ist und zusätzlich noch spiegelndes Glas die Sicht erschwert.

In der Predigthalle (kôdô) schreiben alle Exkursionsteilnehmer ihre Namen auf einen Ziegel, der später auf dem Dach der Halle verwendet wird.

Ein weiterer Höhepunkt sind die Kunstwerke und Skulpturen, die im Schatzhaus des Hôryûji-Tempels ausgestellt sind, z.B. der Tamamushi-Schrein und die Kudara-Kannon.

In der Yumedono des Hôryûji konnte auch die Kuse-Kannon besichtigt werden, die nur einmal im Jahr kurze Zeit dem Publikum zugänglich ist.

14.00 - 14.45 Uhr Mittagessen beim Hôryûji, dann Fußmarsch zum Hokkiji.

15.20 Uhr Besichtigung der Hokkiji-Pagode. In diesem Tempel ist nur die Pagode aus der Nara-Zeit, die anderen Gebäude stammen aus der Meiji-Zeit. Prinz Shôtoku hatte den Bau des Tempels veranlaßt. Baubeginn der Goldenen Halle und der Pagode war erst 685. Die Gebäude wurden mehrfach restauriert. 1951 erhob man die Pagode zum "Staatschatz". Zwischen 1972 und 1975 wurde der Bau wieder restauriert.

Vor der dreistöckigen Pagode wird mit der Hôryûji-Pagode verglichen.

17.00 Uhr Rückkehr zur Pension in Nara

19.00 Uhr Abendessen und Abschiedsfeier in einem Restaurant in Nara. Beim guten Essen, viel Bier und Sake wird die gelungene Exkursion gefeiert und unserer Leiterin Melanie Trede ein chinesisches Ständchen gesungen ("Meilan, Meilan, wo ai ni..."). Die Gruppe überreicht ihr ein kleines Geschenk zum Dank und Anerkennung ihrer Mühe und Leistung, mit der sie diese tolle Exkursion auf die Beine gestellt und durchgeführt hat. Feuchtfröhlich klingt der Abend aus ...

 
     
 

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