Neue Westfälische, 30. November 2003
 
     
 

Schätze der Himmelssöhne
Die kaiserliche Sammlung aus dem Palastmuseum Taipeh in der Bonner Bundeskunsthalle
von Heidrun Wirth

Bielefeld. „Die Zeiten und die Lebensumstände ändern sich, aber die Beweggründe überdauern und die Gedanken und Empfindungen bleiben dieselben.“ Die weisen Worte, umweht von Melancholie über die Vorläufigkeit alles Menschlichen, stammen von dem chinesischen Gelehrten Wang Hsi-chih, der 303-361 n. Chr. gelebt hat.

Vergänglichkeit zu trotzen und eine „ewige“ kaiserliche Macht zu installieren, erfanden die Chinesen die Schrift, die Geschichtsschreibung, und der Kaiser sammelte Kunst. Die älteste schriftliche Quelle über die kaiserlichen Kunstsammlungen stammt aus dem zweiten vorchristlichen Jahrtausend stammt. Die ältesten Stücke aber sind Jahrtausende älter.

„Der Gedanke, die Schätze der ‚Alten‘ zu bewahren, ist ein faszinierender taoistischer und konfuzianischer Leitsatz chinesischer Kunst“, sagt die Kuratorin und Sinologin Ursula Toyka-Fuong, die die „Schätze der Himmelssöhne“ aus dem nationalen Palastmuseum in Taipeh ausgeliehen hat.

Prunkstücke chinesischer Kunst aus allen Epochen erwartet die Besucher: Tuschezeichnungen auf Rollbildern mit großartigen Landschaftsbildern. Zu der vollendeten Technik der Tuschemalerei in Bildern und poetischen Kalligrafien gehören auch geschnitzte Tuschestücke und die Tusche-Reibesteine mit kunstvollen Reliefs.

5.000 Jahre alte Bronzekessel, noch mit Masken verziert, waren einst für Speiseopfer gedacht. In mildem Grün leuchten filigrane Jadeschnitzereien und edle Seladonglasuren auf den Gefäßen. Die Farbe Gelb aber ist allein die Farbe des Kaisers. Matt schimmert das Gold auf einem buddhistischen Schrein in Form einer Pagode, auf Bildern oder auf einem fein bemalten Fächer. Handwerkliche Kunst von höchster Perfektion durchzieht die dynastischen Epochen bis zu Beginn des 20.Jahrhunderts.

Zu sehen sind rund 500 kostbare Exponate. Davon wurden 80 Gemälde, Bücher und Kalligrafien für die Bonner Präsentation nach der Berliner Ausstellung ausgetauscht. Ein neuer Schwerpunkt liegt nun auf der Ming-Dynastie um 1439 n. Chr.

Die kaiserliche Sammlung, ursprünglich in Peking, hat ihre schwersten Zeiten im 20. Jahrhundert mitgemacht. Im chinesisch-japanischen Krieg wurden unter schwierigen Umständen die kaiserlichen Sammlungen in die Provinzen Kweichow und Szechwan ausgelagert. 1949 floh der Nationalchinese Chiang Kaishek mit den Schätzen nach Taiwan. 1965 wurde dort in Taipeh das neue große Palastmuseum fertiggestellt, aus dem die Kostbarkeiten nach Deutschland gelangten.

Schätze der Himmelssöhne. Die Kaiserliche Sammlung aus dem Nationalen Palastmuseum Taipeh. Bis zum 15. Februar Kunst- und Ausstellungshalle, Bonn. Di. und mi. 10-21, do. bis so. 10-19 Uhr, fr. ab 9 Uhr.

BILD: Fein gestaltet: Gefäße mit Miniaturmalereien aus dem Nationalmusuem Taipeh, in Bonn zu sehen. FOTO: BUNDESKUNSTHALLE

vgl.: http://www.nw-news.de/news/mantel/kultur/news/NW_20031201_1643200000.html