Bonner General-Anzeiger,
18.07.2003 |
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Kaiser Wuti und die kunstsinnigen Kollegen Bonn. Es war nicht gerade charmant, dass Bundeskunsthallenchef Wenzel Jacob zur Eröffnung der Ausstellung "Schätze der Himmelssöhne" in Berlin erzählte, er habe vor zehn Jahren eine damals sehr junge Kuratorin ausgesucht, um die bedeutendste chinesische Kunst nach Bonn zu holen. Aber in der Tat ist ein Jahrzehnt Vorbereitungszeit für eine Ausstellung eine ungewöhnlich lange Zeit. Und es ist wohl der Hartnäckigkeit von Kuratorin Ursula Toyka-Fuong zu verdanken, dass diese grandiose Ausstellung mit den Ikonen chinesischer Kunst jetzt in Berlin zu sehen ist. Die Präsentation in der Bundeskunsthalle folgt anschließend, entgegen den ursprünglichen Planungen. Denn die Taiwanesen wollten mit ihren größten Schätzen ausdrücklich in die Bundeshauptstadt und sie wollten maximale Sicherheit für die Kunst. Die hatten sie erst, als der Bundestag 1998 aus Anlass dieser Ausstellungsvorbereitungen das Kulturgüterschutzgesetz verabschiedete, das die Rückgabe auch gegen den Einspruch Dritter (etwa Chinas) sichert. Weil es in Frankreich und den USA solche Gesetze längst gab, wurden dort 1996 und 1998 erstmals Schätze aus dem Palastmuseum in Taipeh gezeigt. Nun also 6000 Jahre chinesische Kunst aus den kaiserlichen Sammlungen in Berlin dann in Bonn. Zwei Stationen einer Ausstellung, die dank konservatorischer Bedenken, eigentlich zwei Ausstellungen sind. Denn von den 400 Objekten (ausgewählt aus einem Bestand von 645 784) müssen die 80 Papierarbeiten ausgetauscht werden. Als Dankeschön für Jadeschnitzereien, Bronzen, Porzellane, Siegel, Gemälde und Kalligraphien werden die Staatlichen Museen zu Berlin im kommenden Jahr die Ausstellung "Von Goethe zur Moderne" mit Ikonen deutscher romantischer Malerei in Taipeh zeigen. Ein kleiner, im Ausland sicher populärer Ausschnitt. Ganz im Gegenteil zur überaus edel und zurückhaltend präsentierten Schau chinesischer Kunst. Hier ist von allem etwas versammelt, aus jeder Zeit (von 4000 vor Christus bis ins späte 19. Jahrhundert), aus allen Kaiserdynastien, aus allen Kunstgattungen. Denn dieses ist nicht einfach eine Ausstellung. Es ist ein Manifestation von großem Reichtum und Stolz auf die eigene Geschichte, auf die Künstler und die kunstverständigen chinesischen Kaiser. Seit Kaiser Wuti, der von 140 bis 87 v. Chr. regierte und Kalligraphien, Gemälde und alte Bronzen sammelte, interessierten sich die Monarchen für Kunst, sie sammelten und waren selbst künstlerisch tätig. Auch wenn die Ausstellungshallen, die die Kaiser für ihre Schätze bauen ließen, immer wieder zerstört, die Sammlungen zerstreut, neu aufgebaut, wieder zerstreut wurden und erst seit 1965 im neuen Palastmuseum von Taipeh zu sehen sind, ist es das reichste und bedeutendste Museum chinesischer Kunst. Es beherbergt auch das "Lied des Herrschers", dessen letzte Verse wie ein Kommentar zu dieser großartigen Ausstellung klingen: "Willkommen sind die hohen Fürsten,/ es steig' ihr Glücks und Segensstand./ Oh wie erfreulich und wie glücklich, dass sie auch hierher sich gewandt!" http://www.general-anzeiger-bonn.de/index4_frameset.html?/news/artikel.php?id=61694 |
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